Schweden: Keine Pubertätsblocker mehr für Minderjährige
Das nordische Land galt lange als Vorreiter für einen liberalen Umgang mit Geschlechtsumwandlungen. Bereits 1972 wurde das erste Gesetz in Schweden verabschiedet, das eine legale Geschlechtsumwandlung erlaubte und damit den Weg für weitere Reformen der geschlechtlichen Selbstidentifikation in Europa ebnete. Doch ab 2020 hat sich vieles geändert. «Das Pendel schlägt um», sagte der Kulturanalyst Olof Edsinger bereits vor drei Jahren dem Informationsdienst «Evangelical Focus».
Faktoren, die zum Umschwung führten
Der enorme Anstieg der Fälle von Geschlechtsdysphorie bei Mädchen im Alter von 13 bis 17 Jahren um 1'500 Prozent zwischen 2008 und 2018 und die wachsende Zahl von «Detransitionern» (Menschen, die die negativen Auswirkungen invasiver medizinischer Praktiken auf ihren Körper bereuen) haben dazu geführt, dass Gesundheitsexperten immer mehr ihre warnende Stimme erheben.
«Der unsichere Wissensstand mahnt zur Vorsicht», sagte Mikael Landen, Chefarzt am Sahlgrenska Universitätskrankenhaus in Göteborg, in einem Bericht vom Dezember. Die Nachrichtenagentur AFP zitiert Landen mit den Worten, dass das Profil der Personen, bei denen Geschlechtsdysphorie diagnostiziert wird, komplex ist, da sie häufig bei Personen auftritt, die bereits unter anderen Diagnosen wie Essstörungen oder Autismus leiden.
Im Mai 2021 kündigte eine weitere renommierte Gesundheitseinrichtung, das Karolinska-Krankenhaus in Stockholm, an, die Verabreichung von Pubertätsblockern an Jugendliche unter 18 Jahren einzustellen. Ein aktualisierter Leitfaden für die Behandlung von Geschlechtsdysphorie bei Jugendlichen, der von der schwedischen Gesundheitsbehörde erstellt wurde, hat ebenfalls wegen fehlender wissenschaftlicher Grundlagen Alarm geschlagen.
Andere europäische Länder
Die Änderungen kommen zu einer Zeit, in der die warnenden Stimmen von Ärzten, Juristen und sogar Elternvereinigungen von Jugendlichen mit sogenannter «akzelerierter Dysphorie», das heisst Pubertätsstörungen, immer lauter werden.
Dennoch verabschieden die parlamentarischen Mehrheiten in Europa weiterhin Gesetze, die eine geschlechtliche Selbstbestimmung ohne medizinischen Nachweis ermöglichen. Jüngste Beispiele sind die «Trans-Gesetze» in Spanien, Schottland und Finnland.
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