SRF-Moderatorin soll keine Kreuz-Kette tragen
Die 45-jährige Moderatorin Wasiliki Goutziomitros trug vor wenigen Tagen in der Nachrichtensendung «10 vor 10» des Schweizer Radios und Fernsehen (SRF) eine Kette mit Kreuz-Anhänger um den Hals. Schnell reagierte das SRF und wies Goutziomitros auf die bestehenden Richtlinien hin, keine religiösen Symbole zu tragen.
Gegenüber dem Schweizer Nachrichtenportal Nau.ch teilte das SRF mit: «Sichtbare religiöse Symbole sind bei Moderatorinnen und Moderatoren von Nachrichtensendungen bei SRF nicht vorgesehen.» Ein Verbot gebe es jedoch nicht, vielmehr sei es eine Richtlinie. Der Sender beruft sich auf publizistische Leitlinien: «Informationssendungen sind sachlich und analytisch. SRF-Mitarbeitende wahren Distanz zu allen Ideologien und Interessensgruppen.»
Für Goutziomitros habe die Kette keine religiöse Bedeutung. «Die Kette ist ein Familienerbstück, das ich vor etwa zehn Jahren geschenkt bekommen habe», sagt die Moderatorin gegenüber Nau.ch. Die Kette sei eine Art Glücksbringer für sie. Goutziomitros erklärte, dass sie künftig die Kreuz-Kette beim Verlesen der Nachrichten nicht mehr tragen werden.
Nationalrat und Anwalt kritisieren SRF
Der Berner Nationalrat von der Evangelischen Volkspartei und ehemaliger Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz, Marc Jost, hinterfragt die Äusserungen des SRF bei Nau.ch. «Aufgrund eines Schmuckstücks kann man der Moderatorin keinen Vorwurf machen, zu wenig Distanz zu einer Ideologie zu haben.» Jost wünsche sich mehr Toleranz vom Sender, «solange die Inhalte und Kommentare unabhängig bleiben». Für Jost sei das Kreuz Schmuck und Botschaft zugleich: «Ersteres ist eine Frage der Ästhetik, zweiteres ist geschützt durch die Glaubensfreiheit.»
Der Schweizer Anwalt Ueli Vogel-Etienne erklärt: «Es gibt kein Gesetz, welches das Tragen von religiösen Symbolen am Arbeitsplatz verbietet.» Dennoch könnten Unternehmen Kleidervorschriften erlassen, wenn diese begründbar seien. Jedoch Goutziomitros das Tragen der Halskette zu untersagen, gehe laut dem Anwalt zu weit. «Es ist spitzfindig, einen so kleinen und diskreten Anhänger anzufechten, auch wenn er religiös angehaucht ist.» Sei das Kreuz zehn Zentimeter grösser gewesen, sei es ein anderes Thema.
In Deutschland sieht der Medienstaatsvertrag keine Regelung hinsichtlich religiöser Symbole in Nachrichtensendungen vor. Jedoch orientieren sich die Sender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ebenfalls an den publizistischen Leitlinien. Religiöse Symbole in Nachrichtensendungen bei ARD und ZDF sind daher nicht sichtbar.
Dieser Artikel erschien zuerst auf PRO Medienmagazin
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