In Gemeinschaft vor Gott
In der Region um Oberdiesbach – zwischen Emmental und Region Bern: Eine Gruppe junger Christen mit einem Herz für Lobpreis und Anbetung startete ein einzigartiges Chorprojekt.
Der Traum eines Chorprojekts
Schon länger verspürte Elias Keiser (25) den Wunsch, ein Gospelprojekt zu starten. Im Gespräch mit einer Kollegin sagte diese, ebenfalls von einem Chorprojekt zu träumen. Da war Elias sicher, dass das Unterfangen realisierbar ist. «Es nahm schnell Fahrt auf. Verschiedene Leute hatten dasselbe Anliegen.».
Wenige Wochen später wurde die erste Sitzung einberufen, bald darauf die zweite – und plötzlich, als es an die Details fürs Projekt ging, wurden die «kleinen» Unterschiede der Vorstellungen auf einmal schwerwiegend. «Nach der zweiten Sitzung war ich auf einmal nicht mehr so optimistisch, ob das Ganze wirklich zum Erfolg führen würde.» Es galt dann einfach, sich von gewissen Wünschen zu verabschieden. «So musste ich von meiner Idee des Gospelprojekts wegkommen.» Da es in der Region bereits einen Gospelchor gab und sie diesen nicht konkurrieren wollten, ergab dies durchaus Sinn.
Achtung, fertig, los…
Nach vier oder fünf Sitzungen war die Vision geklärt, die Gruppe ausgerichtet und dann ging es darum, Fragen um Bandzusammenstellung oder Dirigenten zu klären. Auch ein Übungslokal musste organisiert und Personen zum Arrangieren der Songs und viele andere Aufgaben gesucht werden. Dann ging es los: In drei Monaten wurde geübt und das Projekt gipfelte in einem öffentlichen Anlass. Dieser verstand sich weniger als Konzert, als vielmehr als ein Teilhabenlassen an dem, was die Gruppe in den vergangenen Monaten erlebt hatte. «Der öffentliche Anlass stand nie im Mittelpunkt des Projekts. Es sollte einfach darum gehen, gemeinsam Gott anzubeten und Gemeinschaft zu pflegen.»
Ein Chor für jedermann
«Die Sänger müssen weder eine ausserordentliche Begabung zum Singen mitbringen, noch sich mit grossem Aufwand auf die Proben vorbereitet.» Niemand sollte wegen mangelnder Fähigkeiten auf der Strecke bleiben. Vielmehr sollte vor allem das Herz zum Anbeten zählen. Und genau hier zeigte sich eine grosse Ressource des Projekts. Menschen konnten zusammenkommen und anbeten – und zwar unabhängig ihres kirchlichen Hintergrunds und Begabungen. So gab es keine Hindernisse durch bestehende Strukturen oder konfessionelle Vorurteile.
Im Dezember 2022 fand unter dem Namen «Lobprisstube» der erste öffentliche Anlass statt. «Es war genauso, wie wir es uns gewünscht haben», sagt Elias dankbar. «Es war ein Anlass, den alle gemeinsam erlebten.» Den Druck, ein hohes Konzertniveau zu erreichen, haben sie nicht. Es soll ja überhaupt kein Konzert sein. Und trotzdem wird geübt, um die Besucher in den Liedern anleiten zu können.
Neue Leute, neue Begabungen
Bald schon wurde das Kernteam vergrössert. Neu dazu kam beispielsweise Andy Blind (27), der sich als Theologe einbringt und gleichzeitig als Musiker die Band verstärkt. «Mit diesem Projekt wollen wir uns vom gängigen Lobpreis in Gemeinden unterscheiden», sagt er. «Es geht darum, einmal auf andere Art für Gott zu singen.» Musikalisch hat Andy in diesem Projekt profitiert. «Der Bandleader half mir, zu wachsen, ohne dass ich jemals den Druck verspürte, besser werden zu müssen, um zu genügen.»
Die Liederwahl war nicht einfach. Einerseits sollten bekannte Songs den Besuchern beim Mitsingen helfen, während die Teilnehmer neue Songs lernen wollten. So entschieden sie sich für einen Mix aus neuen und alten Liedern und auch unterschiedlichen Musikstilen.
Lobpreis im Wohnzimmer
Das Projekt dauert jeweils nur drei Monate, wobei die Teilnehmer den Samstagmorgen nicht nur als Übung verstehen, sondern auch den Wert von Anbetung und Gemeinschaft betonen. Um zwischen den Projekten zusammenkommen zu können, gibt es einmal monatlich einen Worship-Event bei jemandem Zuhause im Wohnzimmer.
«Viele erlebten es positiv, einfach bei jemandem zu Hause zu singen und Gott anzubeten.» Jemand öffnet seine Wohnung, jemand leitet durch den Morgen, spielt ein Instrument oder bringt ein Gebäck mit. Meist finden sich zwischen 15 und 20 Leute ein.
Das nächste Chorprojekt findet von Januar bis März 2024 statt. Bis Ende 2023 kann man sich noch anmelden.
Weitere Informationen zum Projekt «Lobprisstube» finden sich hier.
Zum Thema:
Brave beLife: Worship – mehr als nur Lieder singen
Mundart-Lobpreis: «Für uns ist Worship nicht nur Musikrichtung, sondern Lebensstil»
«Wir bauen hier Kirche»: Warum Schweizer Musiker Mundart-Worship komponieren