«Reinige mein Herz» umgeschrieben
Verändern oder nicht verändern – das war meine Frage. Als der Gedanke zum ersten Mal in mir hervorbrach, dass ich eines meiner bekanntesten Lieder ändern sollte, zögerte ich. Ich vermutete, es würde einige Kommentare auf meinem YouTube-Kanal provozieren, aber letzten Endes konnte ich den Eindruck nicht abschütteln, dass ich dieses Lied neu schreiben musste, wenn ich je wieder fähig sein wollte, es zu singen.
Einer der Gründe, warum wir als gläubige Menschen mit dem Gedanken der Veränderung kämpfen, ist der, dass unser heiliger Text sich nicht verändert. Es gilt für jedes Buch: Sobald die Tinte auf dem Papier getrocknet ist, kann es seine Meinung nicht mehr ändern. Aber wir als Menschen verändern uns ständig – nicht nur unsere Entscheidungen und Meinungen über bestimmte Dinge, sondern auch unsere Körper und viele andere Aspekte unseres Lebens. (Dasselbe kann auch über den Planeten gesagt werden, den wir Zuhause nennen – er bewegt und verändert sich ebenfalls.)
Die Geschichte ist zu lang, um sie hier vollständig zu teilen, aber für mich war die Geburt unseres Sohnes mit einer lebenslangen Behinderung (Fragiles-X-Syndrom) ein Wendepunkt für manche meiner Überzeugungen und Erwartungen an das Leben. Unsere beiden Söhne mit Fragilem-X-Syndrom sind die beiden grössten Geschenke meines Lebens geworden, auch wenn diese Diagnose mich bis ins Innerste erschüttert und meine Theologie gründlich auf den Kopf gestellt hat. Veränderung kann gut sein und wird uns allen passieren. Stell dir mal vor, wir würden durchs Leben gehen und niemals unsere Meinung über irgendwas ändern. Wir würden irgendwie mit 25 oder so bereits alles wissen, was wir wissen müssten. Vielleicht kennst du 25-Jährige, die so denken… Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich ein bisschen so war.
Während wir älter werden, wird uns immer klarer, dass es unmöglich ist, immer derselbe zu bleiben. Aber manche Leute klammern sich an diese Unveränderlichkeit, besonders, wenn es um Glaubensüberzeugungen geht.
Was ist das Ziel unserer Heiligung?
«Refiner’s Fire» («Reinige mein Herz») war das erste meiner Lieder, das um die Welt ging. In Anbetracht der Tatsache, dass es ein eher einfaches Lied ist und ich als 23-jähriger Musiker mich zu diesem Zeitpunkt als absolut ungenügend wahrnahm, war das eine absolute Überraschung. Im Laufe der Jahre wurde das Lied in viele Sprachen übersetzt und gab vielen Menschen die richtigen Worte, wenn sie ein einfaches Lied über Heiligung singen wollten. Aber irgendetwas an dem Lied begann schliesslich, mich zu stören. Was ist das endgültige Ziel unserer Heiligung? Geht es darum, dass wir uns überlegen fühlen können, weil wir für Reinheit gebetet haben? Ich konzentrierte mich auf den letzten Satz des Liedes und fragte mich, was es wirklich bedeutet, bereit zu sein, Gottes Willen zu tun.
Ich entdeckte neu den roten Faden, der sich durch die Bibel zieht, und der von den Hoffnungen und Träumen Gottes für seine Menschen erzählt – dass wir von Liebe erfüllt sind, um einer verwundeten Welt zu dienen und Anteil an ihr zu nehmen. Bei Reinheit und Heiligung geht es nicht darum, abgesondert zu sein, damit wir auf andere herabschauen können, die weniger bemüht sind. Es geht darum, immer mehr zu jemandem zu werden, der liebt und Anteil nimmt. In der Bibel und auf meinem eigenen Lebensweg fand ich genügend Ermutigung, um das Lied neu zu schreiben. Ich kämpfte monatelang damit. Ich wusste, dass ich mein jüngeres Ich und all die Leute, die von diesem Lied berührt worden waren, respektieren musste, aber ich musste auch die Person respektieren und reflektieren, die ich 35 Jahre später geworden war.
Neu und lebendig
Am Ende schrieb ich das Lied um, indem ich das Wort «Meister» strich – ein Wort, das nach über-jemanden-herrschen in einer Herr-und-Sklaven-Beziehung klingt – und es durch «Schöpfer» ersetzte. Dieses Wort passt besser zu einer Lebenseinstellung, bei der wir darum beten, dass wir unsere von Gott gegebene Rolle und Aufgabe erfüllen können. Zusätzlich schrieb ich eine neue Bridge, um die Ausrichtung dieses gesungenen Gebets klarer zu machen. Wir bitten um ein reines Herz, damit wir dienen, lieben und Anteil nehmen können, wie Jesus diente, liebte und Anteil nahm. Ich singe dieses Lied wieder, und es fühlt sich an, als sei jeder Satz und jede Note lebendig und neu.
Und an diesem besonderen 35. Jubiläum des Liedes freue ich mich besonders, dass ich es mit Mission House singen darf. Mission House ist ein Duo, bestehend aus Jess Ray und Taylor Leonhardt. Meine Tochter Esther hat mich zuerst auf ihre Musik aufmerksam gemacht, ganz besonders auf Taylors Album «Hold Still» (Halt still), das zu meinem Lieblingsalbum der letzten zehn Jahre geworden ist. Ich liebe es, wie die beiden dieses Gebet in ihrem einzigartigen Stil interpretieren. Ich liebe es, dass sie im selben Alter sind wie meine Töchter, sodass diese Jubiläums-Version in der Stimme von zwei Generationen erklingt, die dieses Gebet zusammen singen. Ich hoffe, diese Version hilft dir dabei, das Lied neu zu entdecken, und wichtiger noch, sie inspiriert dich dazu, zu dienen, zu lieben und Anteil zu nehmen.
Hier ist die neue Version des Liedes von Brian Doerksen zu sehen und zu hören:
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