Gemeinden können auferstehen

Können Kirchen wieder aufblühen?
Zahlreiche Kirchen und Gemeinden überaltern, erstarren, gehen durch tiefe Krisen oder liegen bereits im Sterben. Gibt es Hoffnung für sie und die darin engagierten Menschen? Oder bleibt als einzige Möglichkeit ein kompletter Neustart?

Während der Reformationszeit entstand das geflügelte Wort einer «ecclesia semper reformanda» – einer sich ständig erneuernden Kirche. Die Reformation ist zwar erst rund 500 Jahre her, doch ihre fortlaufende Erneuerung ist weithin ein Wunschtraum geblieben. Aber es sieht nicht so aus, als ob die westeuropäische Gemeindelandschaft noch einmal 500 Jahre lang darauf warten könnte… Tatsächlich fragen sich viele Christinnen und Christen beim Blick in ihre Gemeinden: «Können wir wieder aufblühen? Und wenn ja, wie soll das gehen?»

Zunächst muss man realistisch festhalten, dass nicht jede Gemeinschaft reformfähig ist. Und selbst wenn dies der Fall ist, gibt es nicht den berühmten Sieben-Schritte-Plan, der eine sterbende Gemeinde reanimiert. Neben allem Vertrauen, dass Jesus Christus, der Herr der Gemeinde, seine Kirche nicht im Stich lassen wird, zeigen sich in wieder lebendig gewordenen Kreisen meistens die folgenden Menschentypen, denn Gemeinde besteht aus ihnen, aus «lebendigen Steinen» (1. Petrus, Kapitel 2, Vers 5). Diese Personenbeschreibungen entstammen dem umfassenderen Konzept «Wie Kirchen wieder aufblühen» des Gemeindeerneuerers Lothar Krauss in seinem Leiterblog.

Die bewegten Beweger

Viele Punkte spielen eine Rolle, wenn es darum geht, dass aus einer Kirche (wieder) eine wachsende Gemeinschaft wird, die sich ihrem Auftrag stellt und nicht nur ihre Mitglieder verwaltet. Besonders wichtig dabei ist es, dass die leitenden Personen nicht etwas verändern wollen, sondern sich selbst. «Wir müssen bewegt sein, um etwas zu bewegen!», fasst Krauss dies zusammen. Das hört sich nicht nur nach Arbeit an, das ist es auch, denn das Umdenken in Richtung auf eine Gemeinde, die auftragsorientiert ist, fordert besonders die Leitenden immer wieder heraus.

Wie kann sie einladend werden, ohne die bisherigen Leute dabei abzuhängen? Das kann nur funktionieren, wenn nicht Zahlen im Mittelpunkt stehen, sondern die Frage, ob Leitende Menschen auf ihrem Weg zu Gott begleiten, Christen zu Nachfolgern formen und Menschen in ihrer Berufung freisetzen können. Das erreichen nur leidenschaftliche Leiter. Lothar Krauss betont: «Wenn dieser Ansatz zu einer Autokorrektur im Verständnis von gesundem Wachstum wird, haben wir schon viel erreicht!»

Vom Team-Dream zum Dreamteam

Wenn Leitungspersonen die Ausgangsbasis einer Erneuerung sind, dann sind Teams der unverzichtbare Weg dorthin. Veränderung wird nur in dem Masse möglich, wie es gelingt, Menschen in die neuen Prozesse mitzunehmen: «Menschen vor Projekten!» Könnte Gott nicht direkt eingreifen? Er könnte schon, doch in der Regel benutzt er Teams, die sich im Laufe der Zeit zu echten Dreamteams entwickeln. Das war bei den zwölf Jüngern so, die Jesus berief (Lukas, Kapitel 6, Vers 13), und es blieb auch später ein Prinzip der Gemeindearbeit: «Und Er hat etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer…» (Epheser, Kapitel 4, Vers 11). Nicht in jeder Gemeindeentwicklung ist solch ein Team von Anfang an vorhanden, aber wenn es nicht entsteht, wird es keine Entwicklung geben.

Leidenschaftliche Leute

Ergänzend zum Teamgedanken weist Krauss darauf hin, dass es bei allem Involvieren von vielen auch darum geht, einzelne «Spielentscheider» zu finden. Es sind diejenigen, die im Fussball das entscheidende Tor schiessen, oder die ganze Mannschaft mitziehen und zu Bestleistungen anfeuern können. Je mehr solcher leidenschaftlichen Leute zum Team gehören, desto positiver ist dessen Dynamik.

«Bewältigt eure Aufgaben mit Fleiss und werdet nicht nachlässig. Lasst euch ganz von Gottes Geist durchdringen und dient Gott, dem Herrn!», beschreibt Paulus sie in Römer, Kapitel 12, Vers 11. Für den Gemeindeentwickler ist Hingabe ein entscheidender Schlüssel, um den Teamprozess der Gemeindeerneuerung erfolgreich zu gestalten: «Spielentscheider prägen diese Kultur der Hingabe und werden zum inspirierenden Vorbild!»

Ehrenamtliche Hauptamtliche

Ein typisches Problem bei derart motivierten Menschen ist es, dass sie nicht nur für die Gemeindearbeit brennen, sondern auch im Job ihr Bestes geben. Sprich: Sie haben zu wenig Zeit! Wie können Lösungen aussehen? Mehr Mitarbeitende mit wenig Kapazität? Das Schaffen von bezahlten Gemeindestellen? Lothar Krauss nennt noch eine weitere Idee: unbezahlte Hauptamtliche. Hier kann ein Ehepartner das Geld für die Familie verdienen und die andere Person bringt sich voll in der Gemeinde ein. Oder jemand reduziert Arbeitsstunden, verdient wenige und engagiert sich stärker in der Gemeinde. Warum tun Menschen dies? «Weil sie ein Bild der Zukunft vor Augen haben, das sie angesteckt hat.»

Ist das alles?

Nein, natürlich ist das nicht alles, was die Wiederbelebung von Gemeinde möglich macht. Als Kernpunkt beleuchtet Lothar Krauss noch den Faktor Gebet, ohne das echte Veränderung nicht möglich ist. Aber die oben herausgegriffenen Punkte unterstreichen eine entscheidende Wirklichkeit: Christinnen und Christen treffen sich nicht in Gemeinden – sie sind die Gemeinden. Und eine Veränderung, Belebung, Weiterentwicklung wird erst dann geschehen, wenn genau diese Gläubigen selbst in Bewegung kommen. Das mag an vielen Orten eher hoffnungslos aussehen, aber an ihrer Seite ist derjenige, der an Ostern selbst den Tod besiegte – und das tut Jesus bis heute.

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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