«Rainforce» ermutigen laut … und leise
Andy La Morte, was muss man über euer jüngstes Album «Almost Holy» wissen?
Andy La Morte: «Almost Holy» ist unser drittes Album nach dem Debüt «Lion’s Den» (2019) und der EP «Rock And Roll» (2019) und ist wiederum sowohl als CD über Roxx Records, USA, als auch digital erhältlich. Für mich hat sich der Aufnahmeprozess noch einmal wie bei einem Debüt-Album angefühlt. Nachdem die ersten beiden Alben als Studioprojekt entstanden sind, hat sich parallel dazu eine Live-Formation der Band etabliert, die nur teilweise mit den Studiomusikern identisch war. Daraus ist über die Jahre nun eine richtige Band entstanden. Gleichzeitig durften wir aber auch auf bewährte Hilfe zurückgreifen. So wurden zum Beispiel das CD-Booklet oder auch das Mastering des Albums von denselben Personen ausgeführt wie schon bei den Vorgängeralben. Never change a winning team! (dt. Ändere nie ein erfolgreiches Team!)
Könntest du ein, zwei Songs, die dir besonders am Herzen liegen, kurz vorstellen?
Musikalisch bewegen sich die Songs in der Schnittmenge aus traditionellem Hard Rock und Heavy Metal. Mit «Fortress of Hope» ist eine Ballade vertreten, die textlich auch als Worship-Song durchgehen könnte. Gerne möchte ich hier den Titeltrack «Almost Holy» speziell erwähnen: Mit diesem Song ist uns sowohl musikalisch als auch textlich ein starkes Statement gelungen. Mir persönlich gefällt das neunte Stück besonders gut, in welchem es darum geht, dass die Tränen getrocknet werden: «Every Tear Will Be Dried» ist für mich so etwas wie das Herzstück auf dem Album. Die Atmosphäre und die Kraft, die die Musik in Kombination mit dem Text hier erzeugt, finde auch ich als Komponist sehr ergreifend. Hier hat sich jedes Bandmitglied selber übertroffen. Textlich setzt sich das Lied mit Themen wie Trauer und Hoffnungslosigkeit auseinander. Dem gegenüber steht die kraftvolle biblische Verheissung, dass Gott jede Träne abwischen wird, dass eine Zeit kommen wird, wo Tod, Leid und Schmerz nicht mehr existieren werden.
Die Band setzt sich – die Gastmusiker mitgezählt – aus Mitgliedern aus vier Nationen zusammen: Schweiz, Malta, Australien und Deutschland, wird da abwechslungsweise in den verschiedenen Ländern geprobt?
Gastmusiker sind bei «Rainforce» seit Beginn eine schöne Tradition. So steuerte zum Beispiel Rex Carroll von «Whitecross» auf dem Song «I Am Yours» («Lion’s Den», 2017) ein Gitarrensolo bei. 2019 haben wir die Single «In Good Hands» mit Herbie Langhans (unter anderem «Firewind» und «Avantasia») als Gastsänger veröffentlicht. Auf dem neuen Album ist unter anderem der Australier Mick Jelinic, seines Zeichens Bandleader der Death Metal-Band «Terraphobia» und ehemaliger Gitarrist von «Mortification» mit einem Gitarrensolo vertreten. Bandproben finden in der Regel in Deutschland, nahe der Schweizer Grenze, statt. Der Proberaum ist für die Schweizer und die deutsche Fraktion gut erreichbar. Die Sänger, Jordan Cutajar aus Malta, oder unser Gastsänger Jonas Ambühl, kommen dann jeweils vor den Auftritten mit dazu.
Was bewegt dich persönlich, was treibt dich in deinem musikalischen Schaffen an?
Ich habe schon sehr früh gemerkt, dass es genau mein Ding ist, Kunst, beziehungsweise Rock/Metal-Musik mit meinem christlichen Glauben zu verbinden. Sicher wurde ich dabei von Bands wie «Petra», «Whitecross» oder «Mortification» inspiriert, mit denen ich – nebst Bands wie «Gotthard», «Scorpions» und so weiter – aufgewachsen bin. Meine Texte sind von meinem Glauben und meiner persönlichen Sicht auf die Welt geprägt. Jeder Mensch setzt sich irgendwann mit Glaubensfragen auseinander. Mit meinen Texten möchte ich Menschen inspirieren, sich vertieft mit Glaubensfragen auseinander zu setzen. Dies ist der textliche Aspekt. Daneben ist es einfach so, dass ich die Rock- und Metalmusik einfach liebe und mir diese Musik viel bedeutet. Seit mehr als 20 Jahren bewege ich mich in der Metalszene. Schon als Kind wollte ich in Bands spielen und bin sehr dankbar, dass ich diesen Traum leben kann.
Was soll «Almost Holy» nun auslösen?
In diesem noch jungen Jahr sind im klassischen Hard Rock-Genre bereits sehr starke Alben von Bands wie «Gotus», «The End.Machine» oder «Whitecross», erschienen. «Almost Holy» sehe ich persönlich auf einer Linie mit diesen grossartigen Alben. Das mag eine gewagte Aussage sein. Aber hey: Wir haben ein starkes Album veröffentlicht, welches es verdient, angehört zu werden. Und wenn auch nur, um meine These zu bestätigen oder zu widerlegen. Wenn sich dazu noch jemand von meinen Texten angesprochen fühlt, dann freut mich das natürlich sehr.
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