Wielandleben – dem Himmel ganz nah
«Dass ich mal auf einem Bauernhof leben würde, hätte ich mir nie träumen lassen», schmunzelt Salome Wieland. Doch nach einem Sportunfall vor 13 Jahren musste sie sich neu orientieren. Nun führt sie mit ihrem Mann Thom zusammen ein Unternehmen, zu ihnen gehört Tochter Lilou, 7 Jahre. Sie betreiben ihren Bio-Hof mit Hoflädeli und Gastronomieangeboten zusammen mit Menschen mit Beeinträchtigung. Drei wohnen dauerhaft bei ihnen, sechs sind Wochen-, vier weitere Tagesgäste. Sie kommen am Morgen und kehren am späteren Nachmittag nach Hause zurück. Dazwischen werden sie je nach ihren Begabungen und Vorlieben in der Landwirtschaft, im Garten oder dem Gästebetrieb eingesetzt.
Selbstversorger
«Unsere Mitarbeitenden leben mit verschiedenen Einschränkungen, vom Down- über das Autismus-Spektrum-Syndrom bis zu psychischen Erkrankungen», erklärt die 38-Jährige. Eine Sozialpädagogin und ein Arbeitsagoge sind fest angestellt, weitere Teilzeitkräfte, Zivis und Freiwillige helfen mit, den Betrieb am Laufen zu halten.
Heute sind es nur noch wenige Lebensmittel, die sie zukaufen – sie leben praktisch als Selbstversorger. Kräuter- und Blumengarten erfreuen das Auge, im Gewächshaus wachsen Salate und Gemüse, verschiedene Getreidesorten liefern Mehl, Fleisch stammt von eigenen Tieren. «Wir backen das Brot selber – ein neuer Mitbewohner suchte immer das Weissbrot im Körbli und konnte nicht fassen, dass wir vor allem Vollkorn verarbeiten.» Mit der Zeit habe er aber auch dieses Brot schätzen gelernt. Auch Bewohner des B&B im Stöckli oder Hochzeitsgesellschaften schätzen die feine Küche.
Vergrösserung der Küche
Um gemeinsam Salat und Gemüse rüsten und Mahlzeiten kochen zu können, muss die Küche erweitert werden. In der bisherigen hatten nur wenige Leute Platz, sie soll künftig ein Treffpunkt für viele sein. Am 9. September hat der Bau begonnen. «Die Finanzen sind noch nicht alle gesichert, aber wir haben den Eindruck, dass Gott uns ermutigt, trotzdem zu starten», hält Salome fest. Thom und sie suchen immer wieder seine Führung und haben schon oft erlebt, dass er sie durch Impulse sanft leitet. So hatten sie sich für den Kauf ihres Bauernbetriebs beworben und warteten auf die Antwort der Besitzer. «Ich rufe mal an und frage nach», erklärte der 44-Jährige seiner Frau. Er habe den Eindruck, Gott fordere ihn dazu auf. «Wie sieht das denn aus… wir wollen sie doch nicht bedrängen…», hatte Salome überlegt. Doch dann fand sie: «Wenn du das von Gott hörst, mach es.»
Draht nach oben
Die Besitzerin des Hauses reagierte positiv auf seinen Anruf. Sie erklärte dem Paar später: «Ich habe mit Gott abgemacht, dass die Bewerber, die heute anrufen, unser Haus bekommen sollen.» Und so leben die Wielands seit sieben Jahren in Röthenbach. Sie besuchen eine Freikirche, und laden ihre Mitbewohner ein, sie zu begleiten. «Im Moment kommen alle gern mit», freut sich Salome.
Es sei schon aufgefallen, dass sie jeweils mit zwei Fahrzeugen vorfahren und eine Gruppe Menschen mit Beeinträchtigung am Gottesdienst teilnehmen. «Nicht immer verhalten sich alle ganz ruhig, und die mit Trisomie 21 tanzen auch Mal zur Lobpreismusik.» Salome bittet die anderen Gottesdienstbesucher, selbst zu reagieren, wenn sich zum Beispiel einer ihrer Gruppe mehrmals bedient beim Abendmahl. «Wenn es kurz vor Mittag ist, haben sie Hunger und nehmen sich auch mal vier, fünf Brötchen und mehrere Becher mit Traubensaft», schmunzelt sie. Wen das störe, dürfe die Person direkt gerne darauf ansprechen.
Alltägliches wieder lernen
Salome und Thom beten täglich für alle, die auf dem Hof beschäftigt sind. Auch die Festangestellten sind mit Jesus unterwegs und lassen seine Liebe zu den Mitmenschen fliessen. Sie durften schon erleben, dass eine junge Frau ihre Anorexie überwunden hat oder ein Mann mit psychosomatisch bedingter Gehbehinderung wieder gesund wurde. Das erfüllt sie mit grosser Dankbarkeit.
Die neue Küche soll dazu beitragen, dass Menschen Alltägliches wie Kochen oder Wäsche besorgen wieder erlernen. Hinter der Küche ist die Waschküche geplant. «Die meisten freuen sich sehr, wenn sie beim Kochen mithelfen können.» Ihre Talente sollen entdeckt und Vorlieben genutzt werden. Das läuft nicht immer reibungslos ab, gehöre aber zur Lebensschulung. Alle Beeinträchtigten werden von Fachleuten begleitet, die Aktuelles mit ihnen angehen.
Ausgezeichnet
Schon lange wird der Betrieb von der Stiftung Cerebral wohlwollend wahrgenommen. So wurden Projekte wie zum Beispiel der Bau des Stalls für Esel und Ponys finanziell unterstützt. Nun zeichnete die Stiftung Wielandleben für dessen Engagement aus und übergab eine weitere Summe. Für Familie und Team ein erneuter Händedruck Gottes, den sie für die Erweiterung von Küche und Tagesstruktur einsetzen werden. Sie freuen sich auch über alle Freiwilligen, die ihre Hausgemeinschaft mit Angeboten wie Bastelstunden, Sing- oder Geschichtennachmittagen erfreuen. Das Feld bei Wielandleben ist weit – und wird rege genutzt.
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