Was sagt die Bibel zu einer Scheidung?
In manchen Hollywood-Schnulzen aus den 1950er Jahren ist es ein Running Gag, dass irgendein Millionär sich nicht mehr an den Namen seiner aktuellen Frau erinnert, weil diese bereits Nummer sieben ist und Nummer acht schon vor der Tür steht. Um solch ein Eheverständnis geht es hier nicht!
Die meisten Paare treten mit den besten Absichten vor den Traualtar, wenn sie sich das Jawort geben. Sie wollen heiraten – und zusammenbleiben. Doch manchmal kommt etwas dazwischen. Nicht jede Ehe hält. Auch nicht bei Christen.
Ehe ist haltbarer als ihr Ruf
Viele haben sich bereits an den gesellschaftlichen Abgesang auf die Ehe gewöhnt. Immer weniger Paare heiraten, immer mehr lassen sich scheiden. Stopp! Das stimmt so nicht ganz. Tatsächlich träumen immer mehr junge Menschen von einer verlässlichen, dauerhaften Beziehung und viele wollen dafür auch heiraten.
Auch die Scheidungsrate ist (in Deutschland) seit Jahren rückläufig. Betrug sie um die Jahrtausendwende noch 50 Prozent, so wird jetzt ungefähr jede dritte Ehe geschieden. Das sind immer noch verhältnismässig viele Ehen, die in die Brüche gehen, doch das Katastrophenszenario «alles wird immer schlimmer» ist so nicht haltbar.
Übrigens ist die Scheidungsrate bei engagierten Christen tatsächlich etwas geringer als der gesellschaftliche Durchschnitt. Doch das ist nur ein statistischer Trost. Spätestens wenn die eigene Ehe Auflösungserscheinungen zeigt, ist er nichts mehr wert.
Ehe ist lebenslänglich gedacht
Im Epheserbrief (Kapitel 5, Verse 31-32) benutzt Paulus die Ehe als ein Bild für die enge, unauflösliche Verbindung zwischen Christus und der Gemeinde: «Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist gross; ich aber deute es auf Christus und auf die Gemeinde.»
Hinweise wie dieser zeigen, dass Ehe von der Grundidee her auf Dauer angelegt war. Jesus selbst untermauert dies, indem er klarstellt: «Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!» (Matthäus, Kapitel 19, Vers 6). Ehe ist für Gott ein dauerhaftes, liebevolles Bündnis zwischen zwei Menschen.
Ehe kann geschieden werden
Zur Zeit von Jesus war Scheidung nicht so üblich wie heute. Obwohl es auch damals Tendenzen gab, dass ein Mann sich sehr leicht von seiner Frau trennen konnte, wenn er zum Beispiel «etwas Schändliches an ihr gefunden hat, und er ihr einen Scheidebrief schreibt und ihn ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Haus entlässt» (5. Mose, Kapitel 24, Vers 1). Manche Männer betrachteten schon ein angebranntes Mittagessen als Scheidungsgrund.
Jesus stellte unmissverständlich klar, dass es die Möglichkeit zu einer Scheidung gibt, aber nur aus wirklich triftigem Grund: «Mose hat euch wegen der Härtigkeit eures Herzens erlaubt, eure Frauen zu entlassen; von Anfang an aber ist es nicht so gewesen. Ich sage euch aber: Wer seine Frau entlässt, es sei denn wegen Unzucht, und eine andere heiratet, der bricht die Ehe; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe» (Matthäus, Kapitel 19, Vers 8). Paulus fügt später noch einen weiteren Grund hinzu: Wenn ein Partner zum Glauben gekommen ist und der andere sich von ihm scheiden lassen will, sollte man ihm nachgeben (1.Korinther, Kapitel 7).
Scheidungsgründe
Die Bibel bestätigt, dass Ehescheidung in gewissen Fällen möglich ist. Wann dies der Fall ist, wird von Christen sehr unterschiedlich beurteilt. Die einen sehen nur die beiden oben genannten Präzedenzfälle (Ehebruch, Wille des ungläubigen Partners) als biblisch legitimiert an. Der US-Theologe Craig Keener meint darüber hinaus, dass auch häusliche Gewalt das Einssein in der Ehe substanziell beschädigt und deshalb eine Scheidung legitimiert. Andere gehen weiter und leiten aus den biblischen Beispielen ab, dass jedes ernsthafte Zerwürfnis Grund für eine mögliche Scheidung sein kann.
In jedem Fall ist es sinnvoll, Zeit, Arbeit und Liebe in die Beziehung hineinzustecken, die einmal beiden Partnern unendlich viel bedeutet hat, bevor man an Scheidungsgründe denkt. Jeder gute Paartherapeut oder Seelsorger wird dazu raten, nicht schnell aufzugeben. Und es bleibt ein Balanceakt zwischen verheiratet bleiben und scheiden lassen. Keener erklärt: «Aber es kommt der Punkt, wo Entscheidungsfreiheit die bessere Art der Tapferkeit ist. Manche Leute sind zu schnell an diesem Punkt; andere warten viel länger als sie sollten.» Und er ergänzt: «Es ist herzlos, andere in einer Missbrauchssituation zu lassen.»
Umgang mit Spannungen
Egal zu welchem Schluss Christen kommen, die Probleme in ihrer Ehe haben – weder eine Scheidung noch das Zusammenbleiben gehen auf Dauer ohne Verletzungen ab. Manchmal geschieht Heilung. Manchmal ist ein Neuanfang möglich. Manchmal gibt es eine «Arbeitslösung», bei der man sich arrangiert. Manchmal geht eine Ehe kaputt und muss geschieden werden. Wichtig dabei ist es, das Bild von Ehe, das die Bibel zeichnet, im Kopf zu behalten. Und festzuhalten, dass Gott treu bleibt, selbst wenn wir untreu sind (2. Timotheus, Kapitel 2, Vers 13). Die Eheberaterin Leslie Vernick betont in diesem Zusammenhang: «Wenn man es wirklich verbockt hat und Gnade dadurch neu verstehen kann, ist das eines der schönsten Dinge, die passieren können.» Dazu gehört auch, dass man aus Fehlern lernt und mit anderen barmherzig ist, die Fehler machen.
Eheprobleme sind nicht schön. Scheidung ist und bleibt eine Notlösung mit verletzenden Folgen. Doch sie ist nicht das Ende…
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Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Neuauflage. Er wurde erstmals 2018 auf Jesus.ch veröffentlicht.
Zum Thema:
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