Christen sollen Friedensstifter sein

Einschussloch im Fenster einer Kirche in Gaza
Während der Krieg den Gazastreifen weiter verwüstet, sind die palästinensischen und israelischen Christen auch in einem inneren Konflikt gefangen, der durch ihr Mitgefühl für beide Seiten genährt wird. Ein Gebetsaufruf für den Nahen Osten.

Im Konfliktgebiet leben etwa 1'000 Christen in Gaza, 45'000 Christen im Westjordanland sowie arabische Christen und messianische Juden in Israel. In seinem Buch «Licht zwischen den Fronten», das 2005 erschien, schildert der Gründer der Organisation Open Doors, Bruder Andrew, seine Eindrücke über Israel, die für die heutige Zeit prophetisch erscheinen: «Der unaufhörliche Konflikt machte mich krank, aber noch mehr schmerzte mich das Wissen, dass meine Brüder und Schwestern zwischen die Fronten geraten waren.» 

Der mittlerweile verstorbene Autor fährt fort: «Gläubige an Jesus Christus lebten in Israel, im Westjordanland und in Gaza... Ich war überzeugt, dass die christliche Gemeinschaft ihren Beitrag leisten konnte. Vielleicht ging es nur darum, ein Licht zu sein.» 

In einer Mitteilung lädt Open Doors die Kirche auf der ganzen Welt ein, den in den Konflikt verwickelten Christen zur Seite zu stehen und dafür zu beten, dass sie unter den gegenwärtigen Umständen Friedensstifter sind.

Christen bleiben in engem Kontakt 

«Ich denke, wir sind alle schockiert, nachdem wir im Fernsehen und in den sozialen Medien gesehen haben, was alles passiert», sagte ein palästinensischer Gläubiger im Westjordan gegenüber Open Doors. «Ich bin täglich und ständig in Kontakt mit unseren Brüdern und Schwestern, die in den beiden Kirchen [in der Stadt Gaza] Zuflucht gefunden haben. Sie sind extrem verängstigt, und einer von ihnen sagte mir kürzlich: 'Wir können den Tod riechen'.»

«Jeder in Israel kennt jemanden, der schwer verletzt, als Geisel genommen oder dessen Familie ermordet wurde», sagt Pastor Evan Thomas, ein messianischer Jude, der seinen Dienst im Zentrum Israels ausübt. «Wir sind eine Nation in Schock und Trauer, tief besorgt darüber, dass unsere Regierung und unsere Streitkräfte es nicht geschafft haben, dies zu verhindern.» Er fügt hinzu: «Wir stehen in engem und einheitlichem Kontakt mit den arabischen christlichen Gemeinden, beten regelmässig gemeinsam und ermutigen uns gegenseitig.» 

Beten für den Frieden Jerusalems 

«Wir sehen, dass unsere Region seit vielen Jahren brennt [und in Aufruhr ist]. Niemand wird als Sieger aus diesem Krieg hervorgehen, alle Parteien werden verlieren», fasst ein Christ zusammen, der Teil einer Bewegung von Gläubigen aus der Region ist, die vom Islam zum Christentum konvertiert sind. «Jesus Christus hat uns gesagt, dass wir für den Frieden und den Shalom von Jerusalem beten sollen. Und Shalom ist laut der Bibel nicht nur die Abwesenheit von Krieg und von Problemen. Shalom steht für die Sicherheit, die Gott unserem Leben gibt.» 

Open Doors schliesst sich dem Aufruf dieses Gläubigen an und fordert in der Mitteilung die Christen auf, für den Frieden zu beten. Und zu beten, dass jede Initiative gestoppt wird, die darauf abzielt, Leben oder zivile Gemeinschaften zu zerstören, oder die sich der Suche nach friedlichen Wegen des Zusammenlebens widersetzt. 

Die Einheit der Kirche anstreben  

«Unsere Nachbarländer befinden sich in einer schweren Krise. Im Neuen Testament sehen wir, dass Gott alle Nationen gleichermassen liebt: Es gibt keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, zwischen Juden und Griechen. Er liebt diejenigen, die an ihn glauben, seine Kinder, genauso wie diejenigen, die nicht an ihn glauben. Jesus ist für jeden von ihnen gestorben», sagte ein ägyptischer Pastor kürzlich in einer Predigt, in der er leidenschaftlich zur Einheit aufrief. «Und an unseren Grenzen herrscht ein Krieg zwischen zwei Völkern mit unterschiedlichen Religionen. Jedes Leben, das der einen oder anderen Seite genommen wird, bricht das Herz des Vaters.» 

Open Doors glaubt, dass die Kirche ein Leib ist (Römer Kapitel 12, Vers 5). Wenn ein Teil leidet, leiden alle mit ihm (1. Korinther Kapitel 12, Vers 26). Wenn die lokalen Partner also darum kämpften, den Gläubigen in der gesamten Region zu dienen, sei es wichtig, ihnen im Gebet zur Seite zu stehen, da die Gebete sie stärken und ermutigen werden. 

Bruder Andrew habe nie gezögert, Ungerechtigkeit anzuprangern, selbst in komplizierten Situationen. In «Licht zwischen den Fronten» beschreibt er seine Reaktion auf die Selbstmordattentate im Nahen Osten: «Wer würde auf die Terroristen zugehen? War jemand bereit, ihnen gegenüberzutreten und ihnen einen Grund zum Leben zu geben, der stärker war als ihre Motivation, zu sterben? Wie können sie den Friedensfürsten kennenlernen, wenn niemand zu ihnen geht und mit ihnen spricht?» Möge sich dieser radikale Glaube unter den Christen im Nahen Osten ausbreiten.

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Quelle: Open Doors Schweiz

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