Das Evangelium in die Gesellschaft tragen

Oliver Dürr war zu Gast bei dem Livenet-Talk.
Die Zahlen belegen einen Rückgang des Christentums. Die Lage ist vielleicht ernüchternd, aber längst nicht hoffnungslos. Eine Fachtagung will inspirieren, neue Wege zu beschreiten, um das Evangelium in unsere Gesellschaft zu tragen.

Zum zehnten Mal finden in Freiburg die Studientage vom Forum Glaube & Gesellschaft statt. Dabei wird eine theologische und gesellschaftliche Erneuerung diskutiert. Der Anlass findet vom 13. bis 15. Juni 2024 statt. Anfang Mai übernahm Oliver Dürr die Leitung, im Livenet-Talk berichtet er über seine Anliegen bezüglich der Fachtagung.

Neue Verantwortung

Olivers Vater, Walter Dürr, machte viel Aufbauarbeit – sowohl für das Forum Glaube & Gesellschaft, als auch für die Gemeindearbeit des Jahu Biel. Die Leitung von seinem Vater zu übernehmen, erachtet Oliver als grosse Verantwortung. «Wir haben das Glück, dass es nicht ein harter Wechsel sein muss.» Das bedeute, dass die früheren Leiter nicht einfach weg sind, sondern ein Austausch weiterhin bestehe. «Wir haben die Vision in den letzten Jahren bereits gemeinsam geprägt.» Deshalb entsprechen Oliver Ausrichtung und Vision vom Forum Glaube & Gesellschaft schon jetzt.

Mit dem Evangelium in die Kultur hineinreden

«Ich erhoffe mir einen motivierenden Impuls für viele Leute», beantwortet Oliver die Frage, welche Erwartungen er an die Studientage habe. Es gehe darum, das Evangelium auf neue Art zu leben, zu kommunizieren und dem Ganzen eine konkrete Gestalt zu verleihen. «Der Ausgangspunkt ist, dass es aktuell viel mehr Kirchenaustritte als Eintritte gibt – auch wenn die Zahlen im Freikirchenbereich noch stabiler sind.» Grundsätzlich könne gesagt werden, dass der Einfluss des Christentums in der Gesellschaft abnehme. Dabei werde von Kirchen viel Gutes gemacht, damit der Glaube in unserer Zeit Raum erhält und gewinnt. «Gleichzeitig glauben wir, dass es den Bereich von Kultur, Kunst und Kreativität braucht, damit das Evangelium neu greif- und erfahrbar werden kann.» Auch Kirchen spielen eine wichtige Rolle und auch die Frage, was mit denjenigen ist, die gar nicht auf die Idee kommen, eine Kirche zu besuchen. «Darum geht es: Um die Frage, wie das Evangelium neu in unsere Kultur hineinreden kann.»

Lernen aus der Kirchengeschichte

«Mich interessiert, wie der Heilige Geist in den letzten 2'000 Jahren mit der Kirche gearbeitet hat. Darin muss ein Erfolgsrezept liegen, denn die Kirche gibt es noch immer.» Im Blick auf die Kirchengeschichte erkennt Oliver einen Mix von Institutionen und charismatischen Aufbrüchen. Zuerst brauche es das Leben, den Aufbruch, doch dann müsse immer auch eine Form geschaffen werden, um das Leben zu erhalten. Diese Form sei jeweils sowohl eine Stabilisierung, wie auch eine Versteinerung. Oliver glaubt, dass es in der aktuellen Zeit vor allem darum gehen sollte, an der Lebendigkeit der Kirche zu schaffen.

Das Evangelium muss Gestalt annehmen

Menschen mögen es in der Regel nicht, wenn jemand sie auf irgendeinen Mangel hinweist und dann sagt: «Komm zu uns, wir haben die Lösung.» Im Blick auf die aktuellen Verunsicherungen der Menschen – durch KI, Kriege und anderes – brauchen die Leute aber jemanden, der ihnen zeigt, wie man in alledem Hoffnung haben kann. «Es ist klar: Wir haben eine Not. Und jetzt suchen wir nach Lösungen», gibt Oliver die Richtung an. Das sei eine Herausforderung, aber auch eine Chance.

«Gott meint es gut und deshalb will ich auch mutig erwarten, dass wir dann, wenn wir auf Gott hören, auch Impulse von ihm erhalten.» Einen wichtigen Schritt sieht Oliver darin, dass wir als Christen auf gute Weise gemeinsam unterwegs sind. «Wir können zum Beispiel politische Differenzen haben und trotzdem miteinander befreundet sein.» Es sei also nicht nur der Inhalt des Evangeliums, die wir transportieren, sondern auch die Form. Diese zeige sich unter anderem im Umgang miteinander.

Hoffnung als Kennzeichen der Kirche

Das Zentrum Glaube & Gemeinschaft soll geprägt sein von einem hoffnungsvollen Realismus. Auch wenn die Zahlen eine negative Entwicklung belegen, gibt es doch viel Grund, positiv in die Zukunft zu blicken. «Hoffnung ist unsere Ressource», hält Oliver fest. «Hoffnung ist eine der Hauptsachen, welche das Christentum zu bieten hat. Wenn du keine Hoffnung mehr hast, wenn du nicht an einen Gott glaubst, der die Welt erschaffen und eine gute Zukunft bereit hält, dann bleibt dir nicht mehr viel.»

Oliver hat beobachtet, dass Menschen bei wachsenden technischen Möglichkeiten, ihr Vertrauen auch zunehmend in die Technik und damit zusammenhängend die menschlichen Möglichkeiten, legen. Dabei werden die tiefsten menschlichen Probleme aber nicht gelöst. Dabei will Oliver auf keinen Fall die technischen Errungenschaften kleinreden. Es gehe einfach darum, die Hoffnungsperspektive der Kirche aufzuzeigen.

Spannende Redner an den Studientagen

Am Ende des Talks beschreibt Oliver Ecksteine im Lebenslauf von Menschen, die als Hauptredner an den Studientagen sprechen. Mehrere von ihnen fanden über kulturelle Errungenschaften des Christentums einen Zugang zum christlichen Glauben. Und heute tragen sie das Evangelium auf einzigartige Weise in die Gesellschaft hinein.

Sehen Sie sich den Talk mit Oliver Dürr an:

 

Weitere Infos:
Studientage

Zum Thema:
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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