Sydney: Niedergestochener Bischof predigt wieder – und vergibt

Bischof Mar Mari Emmanuel wurde bei einer Predigt niedergestochen.
Der assyrische Bischof Mar Mari Emmanuel, der am 15. April während einer Predigt in Wakeley, Australien, niedergestochen wurde, hat zwei Wochen später wieder gepredigt. Er erlitt aufgrund des Vorfalls eine Sehbehinderung auf einem Auge.

Während seiner Predigt auf Arabisch und Englisch trug der Bischof eine Augenklappe über seinem rechten Auge; er erklärte, dass sein Auge als «Opfer» betrachtet werden könne, aber auch, dass es als eine Geste der Liebe gegenüber Muslimen angesehen werden sollte. Emmanuel teilte mit, dass er seinem Angreifer vergebe. «Ich werde immer für dich beten und dir nur das Beste wünschen», sagte Emmanuel.

Der 53jährige Bischof war Mitte April mitten in einer Predigt während eines Gottesdienstes in der assyrischen Kirche «Christ the Good Shepherd» in Wakeley niedergestochen worden und hatte mehrere Tage im Krankenhaus verbracht. Bereits aus dem Spital hatte er eine Audiobotschaft verschickt: «Ich vergebe demjenigen, der diese Tat begangen hat. Und ich sage zu ihm: 'Du bist mein Sohn. Ich liebe dich, und ich werde immer für dich beten. Und wer auch immer dich geschickt hat, um dies zu tun, dem vergebe ich auch, in Jesu mächtigem Namen. Ich habe nichts in meinem Herzen als Liebe für jeden. Ob diese Person Christ ist oder nicht, ist völlig nebensächlich.»

Diskussion um Freiheit der Darstellung

Nach dem Anschlag hatte die Regierung dem Informationsdienst X (früher Twitter) verboten, weiter das Live-Video der Attacke zu verbreiten. X und sein Eigentümer Elon Musk erklärten daraufhin, dass sie diese Anordnung anfechten würden. Der Plattform droht eine tägliche Geldstrafe von 500'000 Dollar.

Der attackierte Bischof trat daraufhin dafür ein, dass «jedes menschliche Wesen das Recht auf Ausdruck seiner Meinung» habe: «Die Buddhisten haben das Recht, ihren Glauben zu äussern; die Hindus haben das Recht, ihren Glauben zu äussern; die Muslime haben das Recht, ihren Glauben zu äussern; die Atheisten haben das Recht, ihren Glauben zu äussern. Auch die Christen haben das Recht, ihre Überzeugungen zu äussern», fügte er laut The Guardian hinzu. «Wenn wir sagen, dass freie Meinungsäusserung gefährlich ist, dass freie Meinungsäusserung in einem demokratischen Land nicht möglich ist, kann ich das nicht nachvollziehen.»

Mahnung zur Ruhe an Christen

Gleichzeitig wies der Bischof die assyrischen Christen an, sich ruhig zu verhalten: «Es gibt keinen Grund, besorgt oder beunruhigt zu sein. Und ein Rat an alle unsere geliebten Gläubigen – ich möchte, dass Sie sich wie Christus verhalten», erklärte er. «Der Herr Jesus hat uns nie gelehrt, zu kämpfen. Der Herr Jesus hat uns nie gelehrt, Vergeltung zu üben. Der Herr Jesus hat nie zu uns gesagt: 'Auge um Auge und Zahn um Zahn'.» Nach dem Anschlag waren in dem Quartier, in dem die Kirche steht, massive Proteste ausgebrochen, die zuerst friedlich begannen, dann in Gewalt ausarteten und Hunderte von Polizisten auf den Plan riefen. Mindestens fünf junge Männer wurden wegen gewalttätiger Ausschreitungen verhaftet.

Teil eines religiösen Terrornetzwerks

Der 16-jährige Junge, der den Messerangriff auf den Bischof ausübte, wurde wegen Terrorismus angeklagt. Die Identität des Teenagers wurde nicht bekannt gegeben. In der vergangenen Woche haben die australischen Strafverfolgungsbehörden sieben Jugendliche festgenommen, die Teil eines religiös motivierten extremistischen Netzwerks sein sollen, dem auch der 16-jährige Verdächtige angehört.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Times / Christian Post

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