Als ein Erdbeben das Gefängnis erschütterte
Als Gott Berik (Name geändert) berief, unter den Turkvölkern zu dienen, zog er zuerst mit seiner Familie in ein türkischsprechendes Dorf in Kasachstan. Dort lernte er die Sprache und erzählte den Dorfbewohnern von Jesus. Während dieser Zeit empfand die Familie irgendwann, dass sie nach Istanbul in die Türkei ziehen und ihren Besitz verkaufen sollte.
Zusätzlich zum fliessenden Türkisch und Russisch lernte er noch Kurdisch, und er begann, bei einem Radiodienst mitzuarbeiten, um Kontakte weiterverfolgen zu können. Er verteilte Bibeln an Türken und Kurden und half ihnen bei ihren Fragen über Jesus. Er machte Jünger und ermutigte diese auch, selbst wieder Jünger zu machen. Genau genommen ist er heute bereits bei der vierten Generation von Jüngern angelangt, die wiederum Jünger machen.
Dies ist sein Zeugnis:
«Ich habe fast drei Monate in einem Gefängnis und unterschiedlichen Lagern in der Türkei verbracht. Meine Reise begann im Januar 2023 in der Stadt, in der ich zurzeit lebe. Ich kaufte einen Feuerlöscher für die Gemeinde und ging gerade in das Gemeindegebäude hinein, als mich eine Polizeistreife anhielt und nach meinen Papieren fragte. Ich hatte meinen Pass und ein paar andere Papiere dabei. Als ich ihnen diese zeigte, bat mich einer der Polizeibeamten, für eine ‚fünf-minütige Überprüfung‘ in einen Polizeibus einzusteigen. Als ich in den Bus stieg, nahmen sie mir meine Habseligkeiten und Handys weg und sagten: ‚Wir werden Ihren Status überprüfen, dies wird nur eine Stunde dauern.‘
«Sie sind jetzt hier – und niemand interessiert das»
Sie brachten mich in ein Einwanderungszentrum, in Wirklichkeit ein Gefängnis. Ich bat: ‚Bitte, überprüfen Sie meine Dokumente! Warum bin ich hier?‘ Sie antworteten: ‚Sie sind jetzt hier – und niemand interessiert das.‘ Sie brachten mich in einen Container mit etwa 15 Personen, in dem wir die Nacht sitzend verbrachten, weil es nicht genug Platz gab. Früh am Morgen legten uns die Wachen Handschellen an und führten uns nach draussen zu Bussen, die bereits warteten. Ich kam in einen Bus, auf dem der Name einer Stadt im Nordosten der Türkei stand. Nach 16 Stunden kamen wir dort an und verbrachten ein paar Tage in einem Lager in dieser Stadt.
Gott gab mir die Gelegenheit, den verhafteten Menschen um mich herum zu dienen. Ich konnte ihnen Hoffnung geben, das Evangelium verkünden und für kranke Personen beten. Nach ein paar Tagen kam eines Morgens ein weiterer grosser Bus an. Ich erfuhr, dass dieser Bus uns in eine andere Stadt in der türkischen Region Ostanatolien bringen würde. Wir verbrachten etwa zwölf Stunden auf der Strasse, während wir durch hohe Berge fuhren. Gott beschützte unseren Bus wirklich, denn an einer Kurve überschlug er sich fast.
Als wir am nächsten Tag in dem neuen Lager ankamen, stellte ich fest, dass wir etwa 600 Personen in einem vierstöckigen Gebäude waren. Die Räume waren sehr überfüllt und laut. Gefangene kamen auf mich zu, fragten, woher ich käme, und erzählten mir von ihrem Leben. Viele von ihnen waren wütende Menschen mit einem gebrochenen Herzen und einige waren sehr krank. Ich begann, die Menschen zu trösten, die in meinen Raum kamen, und ich betete jeden Tag für sie. Ein Mann hatte geschwollene Beine voll mit Wasser und grosse Schmerzen. Fünf Tage lang betete ich für ihn und der Herr heilte ihn und er empfing Jesus.
Zwei Worte: «Malatya Erdbeben»
Viele schlimme Dinge geschahen jeden Tag in diesem Lager: Konflikte, Kämpfe und andere Sachen. Die Polizisten behandelten die Menschen sehr hart und schlugen sie auch. Es gab einen Hof im Lager, in dem ich jeden Tag betete: ‚Oh Herr, bitte bring Ordnung in dieses Lager oder ändere die Lagerleitung‘, denn sie war sehr schlecht. Die Menschen konnten die Hilfe, die sie benötigten, nicht bekommen. Als ich eines Tages wieder betete, hörte ich deutlich zwei Worte: ‚Malatya Erdbeben‘. Das war drei Tage vor dem Erdbeben (im Februar 2023). Ich wusste, dass etwas passieren würde.
Am 6. Februar um vier Uhr morgens wachte ich auf, weil alles im Raum wackelte! Die Eisentüre war verschlossen. ‚Oh Herr, rette uns!‘ Nach dem Erdbeben öffnete jemand die Tür zum Korridor. Ich sah grosse Risse in den Wänden und das Gebäude war von oben bis unten in zwei Teile gespalten worden. Wir erfuhren, dass es ein Erdbeben der Stärke 7,6 gegeben hatte und viele Menschen in der ganzen Region gestorben waren. Dennoch erlaubten die Wachen niemandem, das Gebäude zu verlassen. Die Aussentüren waren verschlossen.
Gebet um Rettung
Eine Gruppe von Gefangenen begann, mit Gewalt die Türen aufzubrechen. Viele Polizisten kamen und schlugen sie. Alle im Lager wurden gezwungen, wieder in ihre eigenen Zellen zu gehen, und die Türen blieben verschlossen. Kein Wasser, kein Essen, alle warteten. Um zwei Uhr nachmittags am selben Tag gab es ein zweites Erdbeben, stärker als das erste. Das Gebäude schwankte und das Dach fiel herunter. Ich stand dort, legte meine Hände auf den Betonpfeiler und betete: ‚Jesus, rette uns!‘ Gott sei Dank, er rettete uns! Endlich bekamen wir die Erlaubnis, nach draussen in den Hof zu gehen.
Es war ein schneereicher und kalter Tag. Weil das Lagergebäude nicht mehr funktionsfähig war, transportierten sie uns zu sehr überfüllten Containern, in denen wir fünf Tage lang blieben. Ich gab das Evangelium an afghanische Jungen weiter, mit denen ich im selben Container war. Am 11. Februar wurden wir auf andere Lager verteilt. Ich wurde in eine Stadt in der Nähe der türkischen Grenze zum Iran geschickt. Es waren etwa 1‘200 Personen in diesem Lager. Der Herr berührte dort die Herzen von vielen Menschen und wir erlebten, wie viele gerettet, geheilt und mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden.
10 Gruppen, die die Bibel lasen
Am Tag meiner Entlassung, dem 5. April, gab es dort zehn Gruppen von Menschen, die jeden Tag beteten und die Bibel lasen. Ich danke dem Herrn für seine mächtigen Taten und Wunder! Ich danke besonders meiner Frau und meinen Kindern. Sie standen im Glauben und Gebet hinter mir. Ich danke auch meinen betenden Freunden – und Jesus – für alles!»
Dieses Zeugnis wurde am 27. April 2023 an Joel News weitergegeben. Beriks Name und die Namen der Orte, an denen er gefangen war, wurden von Joel News geändert, um seine Identität und seinen Dienst zu schützen. Berik bittet um Gebet für seine Familie und für die Glaubenden in der Türkei.
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