Ist das Glas halbvoll oder übervoll?
Begegnet ist mir dieser Psalm vor über einem Jahr wieder einmal ganz besonders, als eine liebe Freundin ihn mir vorlas. Meine Aufmerksamkeit blieb sofort an dem kleinen Nebensatz hängen: «Mir wird nichts fehlen...» – und ob mir was fehlte! Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt in einer Klinik und kämpfte zum zweiten Mal gegen Krebs an. Mit voller Wucht waren alle Sorgen, nagende Ungewissheit und vor allem die quälende Angst wieder da. Ich versuchte angestrengt auf das zu schauen, was ich hatte. Positiv zu bleiben, Ruhe zu bewahren.
Gar nicht so leicht bei dem Gefühlschaos und zwei Kinderherzen, die sehr um Papa besorgt waren. Gemeinsam übten wir, Emotionen zuzulassen, Vertrauen zu ergreifen, Ängste loszulassen, Sorgenlasten abzugeben und vor allem zu hoffen (übrigens, ich übe es immer noch jeden Tag).
Zusagen für die müde Seele
Das war keine leichte Kost, sich bewusst zu werden, dass ich entscheiden kann, auf was ich schaue. Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Ja, diesen Spruch kenn ich zu genüge, aber er hat was…
Die Worte aus dem Psalm 23 gehen aber noch krass viel weiter. Tröstend sprechen sie davon, dass ich in den schwersten Momenten, in den dunkelsten Stunden nicht alleine unterwegs sein muss. Dass ich trotz Schwierigkeiten auf grünen Wiesen tanzen kann, dass mein Glas nicht halbvoll, sondern gar übervoll ist und dass das Gute mir nachspaziert – wie?
Solche Zusagen durchs Herz wandern zu lassen, kann helfen. Die Worte aus dem Psalm 23 verwickelten sich mit meinen Gedankengängen und wurden zu Musik.
Papa ist nun wieder zu Hause. Sorgen kommen und gehen. Doch wir haben erfahren, dass wir genug haben und Trost finden können. Dass ein «Schluck» vom stillen, frischen Wasser die Schatten der Angst vertreiben mag und dass wir in grösster Not nicht alleine sind. Hoffnung möchte jeden Tag neu sein.
Mein Lied «Is Grüene» steht für Hoffnung und ja – «grün» findet sich überall, selbst im härtesten Winter!
Sehen Sie hier das Lied von mariegottlieb:
