Erste gesamtdeutsche Studie zur Nutzung der Bibel

Frau hält ihre Bibel
Eine Studie der Universität Leipzig befasste sich mit der Prozentanzahl an Menschen, welche die Bibel regelmässig lesen. Nur zwei Prozent lesen sie jeden Tag - doch das Interesse an biblischen Inhalten sei grösser.

Eine repräsentative Studie der Religionssoziologen Gert Pickel und Alexander Deeg von der Universität Leipzig mit insgesamt 1'209 Menschen hat herausgefunden, dass nur etwa 30 Prozent der Deutschen die Bibel mindestens einmal jährlich nutzen. Der Studie zufolge lesen 1,6 Prozent täglich in der Bibel, 3,2 Prozent tun dies wöchentlich.

2014 lag der Anteil der täglichen Bibelleser noch bei 3,1 Prozent und noch etwa jeder Zehnte gab an, mindestens einmal in der Woche in der Bibel zu lesen.

Von geringer Nutzung überrascht

Im Vergleich zu 2014 sei nicht der Anteil der Bibelleser insgesamt, allerdings die Häufigkeit der Nutzung gesunken. In einer Pressemitteilung vom Donnerstag erklärte Pickel: «Mich hat die relativ geringe Nutzung der Bibel unter Katholiken und Protestanten überrascht.»

52,8 Prozent der Deutschen besitzen ein gedrucktes Exemplar der Bibel. Unter den befragten Katholiken hat etwa jeder Dritte keine gedruckte Bibel. Bei Protestanten war das bei vier von zehn Befragten der Fall.

Der Anteil der Bibelleser liegt unter Katholiken bei 37 Prozent, bei Protestanten bei 42 Prozent. Befragten mit Religionszugehörigkeit, die nicht in der Bibel lesen, fehlt es vor allem an persönlicher Relevanz. Acht von zehn Befragten dieser Gruppe gaben an, sie würden keinen Grund sehen, Bibel zu lesen.

Hohes Interesse an biblischen Inhalten

Für die erste gesamtdeutsche Studie zur Nutzung der Bibel unter dem Titel «Multiple Bibelverwendung in der spätmodernen Gesellschaft» wurden Personen ab 16 Jahren nach dem Zufallsprinzip ausgesucht und telefonisch oder digital zum Thema befragt. Ein Drittel von ihnen ist konfessionslos, ein weiteres Drittel evangelischen und ein Drittel katholischen Glaubens. Die Gruppe der Befragten mit freikirchlichem Hintergrund war mit 14 Personen zu klein, um repräsentative Aussagen über sie treffen zu können.

Auch wenn nur etwa jeder dritte Befragte tatsächlich in der Bibel liest, ist das Interesse an biblischen Inhalten deutlich höher. 40 Prozent der Menschen ohne Konfessionszugehörigkeit gaben an, dass sie interessant finden, was in der Bibel steht. Das biete den Forschern zufolge die Chance, das allgemeine Interesse an der Bibel mit kreativen Angeboten zur Bibelnutzung jenseits der klassischen Orte wie dem Gottesdienst in der Kirche zu steigern.

Bereits bestehende und vermehrt von Jüngeren genutzte digitale Angebote könnten ausgebaut werden. Digitale Formate ersetzten die gedruckte Bibel jedoch nicht. Nur etwa jeder zehnte Bibelleser nutzt die Bibel der Studie zufolge als E-Book, als App oder auf Websites im Internet häufig. Die Hörbibel wird vor allem von älteren Befragten häufig genutzt.

Bibelsozialisation im Kindes- und Jugendalter

Die Bibelsozialisation vollzieht sich nach Angaben Pickels massgeblich im Alter von vier bis 14 Jahren und finde vorwiegend beim Religionsunterricht an Schulen, in Gottesdiensten und im Vorbereitungsunterricht für Konfirmation und Firmung statt.

Weniger häufig bringen Eltern und Grosseltern die Kinder in Kontakt mit der Bibel. Ein späterer Erstkontakt mit der Bibel sei eher selten. Die Studie ergab auch, dass mehr Männer als Frauen zur Bibel greifen.

Ungefähr ein Drittel der Bibelleser bejahen die Aussage «Die Bibel ist wortwörtlich zu verstehen». Bei den Nichtlesern stimmten 15,5 Prozent dieser Aussage zu. Bibelleser sind der Studie zufolge überwiegend der Meinung, dass ihnen dieses besondere Buch auch heute noch etwas zu sagen hat und die Ansprüche der Bibel durchaus auf die heutige Zeit übertragen werden können.

90 Prozent der Bibelleser und 63 Prozent derjenigen, die nicht in ihr lesen, sind der Ansicht, dass die Bibel zentrale Normen und Werte für die Gesellschaft überliefert. 46 Prozent der Bibelleser vertreten darüber hinaus die Meinung, dass Politik auf Grundlage der Bibel betrieben werden sollte. Die Mehrheit der Bibelleser findet es bereichernd, wenn die Inhalte unterschiedlich ausgelegt werden. «Diese pluralen Deutungen haben mit den unterschiedlichen Lebenssituationen zu tun, erklärt Deeg.»

Dieser Artikel erschien zuerst auf PRO-Medienmagazin

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Autor: Norbert Schäfer
Quelle: Pro-Medienmagazin

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