«Gott muss Humor haben!»
Peter Winkler empfängt das «Livenet»-Videoteam im Kulturhaus und Bistro GLEIS21 in Dietikon. «Dieser Ort bedeutet mir sehr viel», sagt Winkler zum Einstieg ins Gespräch. «Hier findet viel Kultur statt, hier können wir auf der Bühne einfach mal Sachen ausprobieren.» Das Lokal haben Winklers Bühnenpartner Christian Höhener und dessen Frau zusammen mit anderen Personen direkt neben dem Bahnhof Dietikon eröffnet.
Beim grossen Clown in der Schule
«Schon als junger Mann war ich gerne der Unterhalter. Es begann mit 20 oder 21. Ich unterhielt die Leute und die Leute hatten Freude daran», erzählt Peter Winkler. Um seine offensichtlichen Fähigkeiten als Komiker zu verbessern, empfahl ihm ein Freund die Dimitri-Schule. Das sprach ihn an, denn die Rolle als Entertainer passte tatsächlich besser zu ihm als die Arbeit als Tiefbauzeichner. Schon die Berufslehre hatte er als langweilig empfunden.
In der Dimitri-Schule stellte Peter bald fest, dass es ihm Spass macht, auch auf professionelle Weise Leute zum Lachen zu bringen. «In der Dimitri-Schule lernte ich Christian kennen. Wir waren beide Landeier und passten gut zusammen», sagt Winkler und schmunzelt. Einige Jahre später standen die beiden als Theo Hitzig und Bruno Gschwind auf der Bühne.
Respekt bewahren
«Es stecken viele Gedanken in unseren Figuren, die die Zuschauer nicht sehen. Das hat damit zu tun, dass wir eine Botschaft weitergeben wollen», erklärt Peter Winkler. Mit Humor könnten peinliche Situationen entschärft und gesellschaftliche Themen unverkrampft angesprochen werden: «Der Krieg oder die Pandemie sind bei uns immer wieder ein Thema. Hier ist der Humor ein wichtiger Punkt, auch wenn der Krieg nicht zum Lachen ist.» Peter berichtet, wie sie als Komiker 2004 auf den Tsunami eingingen. Es ist sicher nicht einfach, ein Publikum zum Lachen zu bringen, das gerade kein anderes Thema kennt als die Katastrophe, die viele Menschenleben kostete. Wie geht man damit um? «Wir haben damals versucht, das Thema anzusprechen. Natürlich gab es im Publikum Leute, die das daneben fanden. Wenn es jedoch mit Respekt geschieht, kann man damit gut umgehen. Lachen befreit! Es ist gut, wenn man darüber lacht, aber wie gesagt, ohne den Respekt zu verlieren.»
Werte praktisch vorleben
Peter Winkler wuchs in einer Pastorenfamilie als siebtes von acht Kindern auf. Der zweifache Vater ist der Meinung, dass man acht Kindern mit den heutigen Erziehungsstandards kaum mehr gerecht werden könnte. Auf seine eigene Kindheit blickt er dankbar zurück: «Ich profitiere bis heute von dieser Zeit. Die Werte, die ich mit auf den Weg bekommen habe, sind ein grosser Reichtum», bekräftigt Winkler.
«Viele Leute sprechen heute von Freikirchen in einem negativen und einengenden Sinn. Diesen Teil habe ich zwar auch gespürt, aber doch sehr viel mehr Freiheit erfahren.» Wichtig sei, dass die Werte ganz praktisch vorgelebt werden. Nur so könnten sie positive, bleibende Auswirkungen haben. «Mein Vater hat uns den Glauben sehr gut vorgelebt, sodass ich sehr viel für mich selbst mitnehmen konnte.»
Hat Gott Humor?
«Gott muss Humor haben! Wenn man sieht, wie er den Menschen erschaffen hat, wird sein Humor sichtbar», bekräftigt der Komiker. Die Tatsache, dass Lachen gesund ist, erachtet er als Zeichen dafür, dass Gott den Menschen als humorvolles Wesen gedacht hat. Die Verbindung von Humor und Gesundheit lässt an dieser Stelle alte Erinnerungen wach werden: «Wir hatten einen Bus der Firma Galenica gekauft. Darauf stand der Slogan «Galenica – im Dienste der Gesundheit». Wir haben dann Galenica durchgestrichen und durch Lapsus ersetzt», erzählt Peter Winkler und guckt spitzbübisch.
Grundsätzlich glaube er nicht, dass Gott durch einen Begriff wie Humor angemessen beschrieben werden könne. «Ich suche Gott in der Stille», lässt er in sein persönliches, spirituelles Leben blicken. Peter Winkler bezeichnet sich als hoffnungsvollen Menschen: «Am Ende kommt es, wie es kommen muss.» Selbst in schwierigen Zeiten, etwa bei einem Todesfall, habe er die tiefe Zuversicht, dass alles gut kommen werde.
Unsicherheit und Freude
Am Ende gibt der grosse Mann offen zu: «Ich bin auf der Bühne stets auch unsicher.» Er erklärt: «Zweifel gehören immer dazu, aber auch die Freude, etwas zu zeigen.» Diese Freude schenke ihm jeweils den nötigen Mut und die Kraft zum Auftreten. Meistens komme es gut heraus, der Erfolg von Lapsus spricht letztlich für sich. Die Beziehung mit Komiker-Partner Christian Höhener schätzt Peter Winkler sehr und hofft, noch viele Jahre gemeinsam mit seinem «Bruno» aufzutreten. «Solange die Leute lachen, werden wir das tun. Ich hoffe nur, dass wir den richtigen Moment zum Aufhören finden.»
Sehen Sie sich den Livenet-Talk mit Peter Winkler an:
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