«Der gleiche Glaube, aber nicht die gleiche Freiheit»

Christen haben es nicht immer leicht
Einer von sieben Christinnen und Christen auf der Welt leidet unter Verfolgung. Eine Grosskundgebung am 31. August wird uns das vor Augen stellen. Livenet sprach mit Verantwortlichen von zwei Hilfswerken, die hier besonders engagiert sind.

«In 78 Ländern werden Christen mehr oder weniger diskriminiert, unterdrückt, gefoltert oder sonstwie verfolgt – nur weil sie Christen sind». Christian Forster von Open Doors und Jonas von AVC, Gesprächspartner von Livenet-CEO Florian Wüthrich, lässt das nicht kalt. Dass diese Tatsache die Schweizer Öffentlichkeit ebenfalls nicht kalt lässt, dafür veranstalten sieben Hilfswerke, Träger der Schweizer «Arbeitsgemeinschaft verfolgte Christen», am 31. August eine Grossdemo auf dem Bundesplatz. Christian Forster hofft auf viele Teilnehmer: «Je mehr Leute hier kommen, um so deutlicher wird das Zeichen, das sie setzen.»

Schweiz noch etwas unterbelichtet

Das Thema komme im Schweizer öffentlichen Bewusstsein noch zu wenig vor, findet Forster: «Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Schweiz hier unterbelichtet.» Als bewährte Informationsquelle könne z.B. der jährlich erscheinende internationale Weltverfolgungsindex von Open Doors dienen.   

Das grosse Wort «Verfolgung» müsse man auf Einzelschicksale herunterbrechen, findet Jonas. Es sind immer konkrete Menschen, Frauen, Männer und Kinder, die hier leiden, zum Teil jahrelang: «Sie bekommen weltweit keine Stimme. Wir nehmen zu wenig Notiz von ihrem Leid.»

Ein Grund sind Antibekehrungs- bzw. «Blasphemie»-Gesetze in muslimisch dominierten Ländern; so erinnert sich Jonas an einen Pastor in Nepal, der nur noch Christen taufte, nachdem sie eine Erklärung unterschrieben hatten, dass sie freiwillig zum Glauben gekommen waren. Blasphemiegesetze würden oft für persönliche Rache oder gar benutzt, um Konkurrenten auszuschalten. So wurde gerade kürzlich ein christlicher Geschäftsmann, nachdem ihm ein Konkurrent «Verbrennung eines Koran» vorgeworfen hatte, von einem spontanen Mob brutal erschlagen, sein Haus angezündet und seine Fabrik niedergebrannt.

Standhaftigkeit bewundert

Dass Christen in einer solchen Atmosphäre des Hasses standhaft bleiben, nach dem Muster «jetzt erst recht» um so intensiver zu ihrem Glauben stehen, ja sogar – wie ein junger Mann als Reaktion auf die Ermordung seines Vaters – Missionare werden: das nötigt den Gesprächspartnern höchsten Respekt ab.

Manchmal, wenn auch nicht immer, berichten betroffene Christen von Wundern, wie Gott sie errettet, wie etwa bei einer Flucht aus Afghanistan. Aber häufiger sei es der Fall, dass sie leiden und durch die Schmerzen durchmüssen.

Und wir?

Was können Schweizer Christen tun? Als erstes müsste das Bewusstsein entstehen, dass es Verfolgung und Glaubensterror gibt, findet Forster. «Ich habe mich entschieden, das Thema der Christenverfolgung aufs Radar zu nehmen und es zu einem Teil meines ganzen Glaubens-Portfolios zu machen», zitiert Jonas einen jungen Christen aus der Schweiz. Dann sei das Wichtigste sicher das Gebet, die mächtigste Waffe, die Christen zur Verfügung steht. Schliesslich könne jeder seine Stimme erheben und mithelfen, dass Freunde, Bekannte und die Öffentlichkeit mit dem Thema konfrontiert werden.

Dabei ist diese Beschäftigung mit dem Thema sehr lohnend, finden die Gesprächspartner: «Es befruchtet unser eigenes Glaubensleben – wir können von unseren leidenden Geschwistern sehr viel lernen!»

Zum Thema:
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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