Unesco wählt jüdische Generaldirektorin
Die Wahl der französisch-jüdischen ex-Ministerin für Kultur und Tochter von André Azoulay, einem ehemaligen Sonderberater des früheren marokkanischen Königs Mohammed VI zur neuen Generaldirektorin der UNESCO ist eine echte Überraschung, wie das jüdische Magazin Tachles feststellt. Die Organisation habe in den letzten Jahren vor allem durch ihre israelkritische Haltung Schlagzeilen gemacht. Die 45-Jährige war zuvor Kulturministerin Frankreichs unter dem sozialistischen Präsidenten Francois Holland. Einziger Gegenkandidat war der katarische Diplomat Hamad bin Abdulaziz al-Kawari. Zuvor hatte der Vorstand eine Woche lang die Auswahl unter einem Feld von ursprünglich neun Bewerbern getroffen. Die Wahl muss durch das Plenum der 195 Mitgliedstaaten am 10. November noch bestätigt werden.
Hoffnungsträgerin für Israel
Azoulay tritt ihre vierjährige Amtszeit unter denkbar schwierigen Umständen an. Einen Tag vor ihrer Wahl haben die USA überraschend ihren Austritt aus der Weltorganisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur angekündigt. Die Trump-Regierung will damit Solidarität mit Israel zeigen und gegen die Aufnahme der palästinensischen Autonomiebehörde in die UNESCO im Jahr 2011 protestieren. Bereits damals hatte die Obama-Regierung die Beitragszahlungen eingestellt und der Organisation so ein Fünftel ihres Budgets genommen.
Hoffnung auf Kurskorrektur
Obwohl Audrey Azoulay politisch-ideologisch das Heu nicht auf der gleichen Bühne hat wie Premier Netanyahu, wird sie wohl alles daransetzen, um im Rahmen ihres Mandats der tatsächlich nicht mehr zu tolerierenden Haltung dieser Uno-Organisation einen Riegel zu schieben und für einen Ausgleich zu sorgen. Bereits am Wochenende hatte Audrey Azoulay ihre persönlich guten Beziehungen zum israelischen UNESCO-Botschafter Shama Hacohen unter Beweis gestellt.
Kann sie den Austritt Amerikas verhindern?
Sollten Washington und Jerusalem an ihrem Austritt festhalten, würde dieser erst auf Ende 2018 in Kraft treten, in der internationalen Politik ein Menschengedenken. Sollte Frau Azoulays Wahl am 10. November bestätigt werden, was fast so gut wie sicher ist, hätten Donald Trump und in seinem Schlepptau auch Benyamin Netanyahu mehr als genug Zeit und Gründe, um auf ihren Beschluss zurückzukommen.
Brückenbauerin auch zum arabischen Lager
Neben finanziellen Problemen leidet die UNESCO seit längerer Zeit unter Konflikten der 190 Mitglieds-Staaten. So drängten arabische Staaten seit Jahren auf den Chef-Posten als Symbol für die internationale Anerkennung ihrer Kulturen. Azoulays grösste Herausforderung ist daher die Versöhnung der unterschiedlichen Lager in der Organisation. Dafür scheint sie zumindest von ihrem Familienhintergrund her gut geeignet. Azoulay stammt aus einer angesehenen, marokkanisch-jüdischen Familie. Ihr Vater André Azoulay ist Spitzenberater des marokkanischen Königs Mohammed VI und hatte seit 1991 dessen Vorgänger Hassan II gedient.
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Datum: 18.10.2017
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / tachles