Saudi-Arabien erlaubt Kircheneröffnung
«Kreuze verboten, Bibeln verboten, Gottesdienste verboten. Das ist bis heute die Lage für Christen in Saudi-Arabien. Als einer von wenigen Staaten der Welt unterhält das islamische Königreich keine diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhl», fasst die «Bild»-Zeitung die Lage in der Nation zusammen, welche die Wiege des Islam ist. Nun ereigneten sich zwei überraschende Dinge in kürzester Zeit.
Saudi-Überraschung 1: Besuch bei Papst
Ein hochrangiger Vertreter des saudischen Königreichs reiste nach Rom und besuchte Papst Franziskus. Abdullah bin Fahad Allaidan, Berater im Königshaus in Riad, traf sich mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche.
Die Bilder der Begegnung wurden auch in Saudi-Arabien veröffentlicht. Die Hoffnung, dass die Religionsfreiheit im streng-islamischen, einflussreichen Grossreich verbessert wird, wächst im Vatikan.
Saudi-Überraschung 2: Kirche wird wiedereröffnet
Der saudische Thronfolger Mohammad bin Salman traf das Oberhaupt der maronitischen Kirche im Libanon, Bechara Boutros Rai. Anschliessend kündigte der Kronprinz an, als «Geschenk» für den Patriachen eine 900 Jahre alte Kirche zu renovieren und wiederzueröffnen. Es handelt sich um die Mitte der 1980er-Jahre entdeckten Ruinen eines Gotteshauses aramäischer Tradition, in der Nähe der 220'000-Einwohner-Stadt Al-Dschubail.
Der kuwaitischen Tageszeitung Alrai zufolge, zeigt der Besuch eines Kirchenführers in Riad «ein neues Saudi-Arabien», in dem der «Dialog zwischen Zivilisationen und Religionen, zwischen Muslimen und Christen» möglich sei.
Bechara Rai war trotz der aktuellen politischen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Libanon für einen Kurzbesuch nach Riad gereist. Während des Empfangs trug er sein Brustkreuz, was in der saudischen Öffentlichkeit eigentlich verboten ist.
1,4 Millionen Christen im Land
Derzeit ist der Druck auf Christen in Saudi-Arabien extrem hoch. Die meisten der 1,4 Mio. Christen im Land sind Arbeitsmigranten, die ihren Glauben nur streng abgeschirmt ausleben dürfen. Wendet sich ein saudischer Bürger vom Islam dem christlichen Glauben zu, droht ihm nach dem herrschenden Recht die Todesstrafe. Hinzu kommt der immense gesellschaftliche Druck, auch wenn sich die Jugendkultur unter dem Einfluss von Satellitenfernsehen, Internet und sozialen Netzwerken immer mehr verändert.
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors nimmt Saudi-Arabien aktuell Platz 14 unter den Ländern ein, in denen Christen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Zum Thema:
«Keine Probleme»: Positive Schlagzeile über Christen in Kuwait
Von Christen aufgebaut: Auf den WM-Baustellen in Katar kommen Menschen zum Glauben
Nach Ägypten-Besuch: König von Bahrain erlaubt zweiten Kirchenbau
Datum: 27.11.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Bild / Radio Vatikan / Open Doors