Gemeinden müssen gesund sein
«Im Kleinen passiert ganz Grosses», gibt Dän Zeltner einen für ihn wichtigen Slogan wieder. Im Livenet-Talk blickt der Pastor der Equippers Friedenskirche Zürich unter anderem auf ein wegweisendes Sabbatical.
Das Leben ist voll
Dän ist Pastor und Leiter von inzwischen drei Kirchen, daneben Vorstandsmitglied der BewegungPlus und auch als Vater von sechs Kindern natürlich sehr gefordert. Daneben widmet sich der Worshiper zudem der Musik. Bei der Worship-Academy ist er nach wie vor dabei und die Zeltner Weihnacht ist sein Herzensprojekt. Dän freut sich auf das Konzert in Horgen, seinem Wohnort. Während einer stillen Zeit sei in ihm das Anliegen erwacht, die Weihnachtsgeschichte noch einmal populär zu machen. Im Talk teilt er noch etliche Informationen und Beweggründe zu der Zeltner Weihnachten.
«Songwriting ist etwas, das ich liebe», sagt Dän. Konzerte und gewisse Projekte hätten aktuell weniger Priorität, doch die Leidenschaft für Musik, insbesondere das Songwriting und das Schulen von Songwritern, ist ihm geblieben.
Problem in der Kirchenlandschaft
«Dem linken Zürich-Seeufer entlang gibt es eigentlich keine Gemeinde, die richtig aufblüht. Man muss entweder nach Zürich oder nach Rapperswil.» Auch in Horgen seien in den letzten Jahren Gemeinden geschlossen worden. «Und es ist ein ähnliches Szenario in den Nachbardörfer.» Als eine Frau die Frage aufwarf, was denn geistlich los sei, hatte Dän einen Eindruck. «Es liegt daran, dass ein Geist der Unabhängigkeit herrscht», sprach er einfach aus.
Seither beobachtet er das Phänomen seit zwei Jahren und spricht mit Gemeinden, die Mühe haben oder bereits eingegangen sind. Dän wurde klar, dass eine kleine Gemeinde alleine nicht überleben kann. «Wir müssen Teil eines grösseren Kontextes sein.» Es genüge nicht, zwar einer Bewegung anzugehören und dann doch sein eigenes Ding durchzuziehen. «Man muss Ressourcen teilen können.»
Ein Eisbrecher, der auch Ruhe braucht
«Ich würde sagen, ich bin ein Eisbrecher», beschreibt sich Dän. «Ich bin einer, der gerne vorausgeht, kann auch gerne mal etwas provozieren.» Als (typischen) Hirten sieht er sich nicht. «Da ist etwas Pionierhaftes in mir. Das brauche ich, damit es mir gut geht. Und ich glaube, dass die Gemeinden froh sind, wenn es nicht zu viele Dän Zeltner gibt.» Trotz seines hohen Engagements sei Dän aber eine Person, die viel Ruhe braucht. Er muss sich zurückziehen, Freiräume schaffen, um dann wieder produktiv zu sein. Dän liebt das Arbeiten in Teams, wozu in der Equippers Kirche die nötigen Rahmenbedingungen gegeben sind.
Keine Forderungen und hohes Commitment
Dän Zeltner berichtet von einer vordergründig unscheinbaren Gemeinde, die ihn während seines Sabbaticals in Amerika beeindruckt habe. Da sei etwas «Gesundes» gewesen. Es gab weder Aufrufe zur Kollekte, noch zur Mitarbeit. «Es schien, als würde diese Kirche von ihren Leuten gar nichts wollen. Gleichzeitig war da aber ein sehr grosses Commitment.» Dän spricht von Werten, die dazu führen, dass die Gemeinde am Schluss gesund ist.
Viele Leute trauen sich heute nicht mehr, in einer Kirche mitzuarbeiten, weil sie fürchten, dass ihnen der ganze Arm reingezogen wird, sobald sie den kleinen Finger geben. In der Gemeinde, die Dän in dieser Zeit besuchte, sei dies anders gewesen. «Es hat mich begeistert, wie klar sie dabei gewesen sind.» Es sei klar gewesen, was es bedeutet, wenn jemand eine Aufgabe angenommen hat. Ein Satz, der es ihm besonders angetan hat, ist: «Gott ist nicht in Eile, deshalb sind wir es auch nicht.» Von dieser Entspanntheit liess er sich anstecken.
«Ich habe ungesund gelebt»
Dän sei «voller Flamme» aus dem Sabbatical zurückgekommen – gleichzeitig aber auch sehr relaxt. Nach der Rückkehr sei bei vielen Gesprächen mit unterschiedlichen Leuten das Thema Gesundheit aufgekommen. Das hat bei ihm den Wunsch geweckt, eine gesunde Kirche zu bauen. Dies fange bei ihm selbst an. Er will beispielsweise Rechenschaft darüber ablegen, wann er seinen freien Tag hat, wie er diesen verbringt und wo seine Familie den nötigen Platz findet.
«Ich habe ungesund gelebt», hält Dän fest. «Es ging mir zwar gut, aber es war auf Kosten anderer – vieles musste meine Frau einstecken. Oder meine Kinder. Oder mein Team.» Er musste das Thema angehen. «In der Gemeinde hat es eine unglaubliche Begeisterung ausgelöst, dass dies endlich aufs Tapet kam.» Und das Commitment von Gemeindegliedern nahm zu. «Besonders bei denjenigen, die eher am Rand der Gemeinde gewesen sind.» Er beobachtete aber auch, wie die neue Entspanntheit bei manchen Christen zu einer Passivität führte. Das sei falsch. «Wir nehmen Gottes Reich ernst», betont Dän. Daran hat sich nichts geändert. Es müsse aber in eine gesunde Balance kommen.
Fokussiert sein
«Ich dachte immer, dass du ein Sabbatical brauchst, wenn du kurz vor einem Burnout stehst.» In dieser Situation sah er sich nicht. In der dreimonatigen Auszeit, die er nach zehn Dienstjahren zugute hatte, veränderte sich seine Sicht aber drastisch. In seinem Sabbatical, insbesondere der für ihn wegweisenden Gemeinde, hatte Dän eine neue Perspektive für die kommenden Jahre gefunden. Es gehe darum, eine gesunde Gemeinde zu bauen.
«Gesund sein heisst nicht langsamer und weniger, sondern eher fokussierter und weniger ein Menschen-Pleaser.» Dän sagt, dass er gelernt habe, sich besser abzugrenzen. Er hat nicht mehr ständig das Gefühl, auf alle Menschen eingehen zu müssen und WhatsApp-Nachrichten können auch mal zwei Tage unbeantwortet bleiben.
Sehen Sie sich den Talk mit Dän Zeltner an:
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