Spannungsfelder im Reich Gottes
«Prüfet alles und das Gute behaltet.» Dieser Vers aus 1. Thessalonicher Kapitel 5, Vers 21 ist die Jahreslosung 2025. Und genau dies wollen Matthias «Kuno» Kuhn und Florian Wüthrich tun, wenn sie noch einmal auf den vergangenen Talk mit Toby Meyer zu sprechen kommen.
«Wir sind nicht unbedingt Fans von Spannungen»
Auf die Frage, wie Kuno den Talk mit Toby Meyer empfunden hat, hält dieser zu Beginn einmal würdigend fest, dass er durch viele Inhalte positiv berührt worden sei. Dabei erwähnt er den Mut von Toby, das Evangelium zu den Leuten zu bringen. «Was mich auch sehr berührt hat, war seine persönliche Geschichte.»
«Im Reich Gottes haben wir immer Spannungsfelder», führt Kuno aus, weshalb es zu den unterschiedlichen Reaktionen auf den Talk mit Toby Meyer gekommen sei. «Wir sind nicht unbedingt Fans von Spannungen. Wir haben lieber ein Entweder-oder als ein Sowohl-als-auch.» Doch in Gottes Reich könnten wir viele Sowohl-als-auch erkennen. Als eines dieser Spannungsfelder erwähnt Kuno die Tatsache, dass Gott heilt und trotzdem Menschen an Krankheiten sterben. «Was gilt denn jetzt? Habe ich zu wenig Glauben und sollte einfach mehr glauben?» Solche Spannungsfelder begegnen uns. Und wir neigen oft dazu, diese Spannungen auf ein Entweder-oder zu reduzieren.
Im Gespräch kommen Kuno und Florian auch aufs Thema, inwieweit Gottes ganze Fülle in uns lebt und uns in der Folge zu einem Dienst befähigt, wie Jesus ihn hatte. Kuno sieht einen Schlüssel zum Verständnis darin, dass wir als Gemeinde gemeinsam die ganze Fülle von Gott haben, die göttliche Vollmacht aber nicht in einer Einzelperson vollumfänglich sichtbar wird.
Will Gott immer und sofort heilen?
Ein grosses Thema bei Toby Meyer ist die Krankenheilung. Florian erwähnt, dass bereits auf Tobys Webseite die Aussage zu finden sei, dass wir gesund werden, wenn wir nahe beim Weinstock sind. «Das ist grundsätzlich ein kritischer Punkt, den wir im Leib von Jesus divers diskutieren», sagt Kuno und illustriert gleich die grösseren Zusammenhänge: «Jesus kam vom Himmel auf die Erde und verband damit den Himmel mit der Erde.» Als Jesus sich auf der Erde bewegte, seien alle Menschen geheilt worden. «Da kamen Himmel und Erde zusammen!» Gleichzeitig sagte Jesus, dass wir darum beten sollen, dass der Wille des Himmels auf die Erde kommt. «Da gibt es eine Spannung zwischen Himmel und Erde. Eine Zeitverschiebung. Ich würde es so sagen: Erweckung ist, wenn es keine Zeitverschiebung zwischen Himmel und Erde mehr gibt. Und das wünsche ich mir von Herzen!»
Kuno ist überzeugt, dass der Himmel Heilung und Befreiung für uns bereithält. Er ist begeistert, wenn er erlebt, wie Gott Menschen heilt. «Das ist ein riesiges Geschenk! Und dafür will ich glauben.» Gleichzeitig ist sich Kuno bewusst, dass der Himmel noch nicht auf der Erde ist. Wir haben noch keine «Zeitgleichheit» und deshalb könne sich eine Heilung verzögern, bis wir sterben. «Doch dann werden wir sie haben, denn im Himmel gibt es keine Krankheit mehr.»
Kuno will an Heilung glauben und auch dafür beten. Gleichzeitig ist er sich bewusst, dass vieles in seiner persönliche Zeitspanne von vielleicht 80 Jahren nicht reinpassen wird. «Wir können Heilung nicht bewirken.»
Über Salbung und Charakter
Ein wiederholter Kritikpunkt an Toby Meyer bezog sich auf seinen Charakter. Teilweise werde erwartet, dass jemand, der sich derart in der Öffentlichkeit bewegt, sich keine persönlichen Schwächen erlauben darf. «Uns verwirrt, dass Jesus uns segnet, obwohl wir charakterlich noch Mängel haben», stellt Kuno grundsätzlich fest. Einerseits sollen wir im Charakter wachsen und Jesus immer ähnlicher werden. «Der andere Aspekt ist Salbung. Und wir haben manchmal das Gefühl, dass wenn jemand eine Salbung hat, er auch einen entsprechenden Charakter haben muss. Sonst würde Jesus ihn ja nicht salben.» An dieser Stelle hält Kuno fest, dass dies für Jesus nicht so laufe. «Zum Glück. Denn sonst hätten wir überhaupt keine Chance, jemals zu einer göttlichen Salbung zu kommen.» Dass eine Vollmacht kein Leistungsausweis, sondern allein Gnade von Gott ist, kann uns irritieren.
Das Gute behalten!
Ein weiterer Punkt im Talk betrifft das kirchliche Eingebundensein. Kuno ist es persönlich wichtig, irgendwo eingebettet zu sein, mit anderen gemeinsam in theologischen Fragen ringen zu können und auch Freunde zu haben, die ihm ins Leben sprechen und denen er Rechenschaft für sein Leben ablegen kann.
Zum Schluss des Talks hält Kuno noch einmal fest, was er von Toby lernen kann und wo dieser für ihn eine Inspiration ist. Diese Dinge will er festhalten. «Prüfet alles und das Gute behaltet» solle dazu führen, dass wir am Ende das Gute nehmen. Auf dem Weg dahin dürfen und sollen wir durchaus kritische Fragen stellen dürfen. Kuno will nicht verneinen, dass er gewisse Vorbehalte hat. Doch am Ende wollen wir uns fragen: Was ist das Gute? Was nehme ich mit? Und diesbezüglich ist Kuno dankbar, dass der Dienst von Toby Meyer für ihn eine Inspiration und Ermutigung ist.
Hier gehts zum Talk mit Matthias «Kuno» Kuhn:
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