Beim Schenken an den Nächsten denken

Frau öffnet ein Geschenk
Neulich durfte ich einen 60. Geburtstag mitfeiern. Wenn so eine Einladung auf den Tisch flattert, erscheint bald die Frage: Was schenke ich dieser Person? Was gefällt ihr? Aber, vielleicht haben Sie selber auch schon ein hässliches Geschenk erhalten.

Geben ist seliger als Nehmen! Ja, wenn’s so einfach wär. Das berühmte Jesuswort aus Apostelgeschichte, Kapitel 20, Vers 35 lautet: «Geben macht glücklicher als Nehmen.»

Schenken macht glücklich, damit es auch den Beschenkten freut und nicht nur den Geber, reflektieren wir hier ein paar Ebenen tiefer.

Gutes Geschenk           

Vielleicht hilft zu Beginn die einfache Frage: Was soll ein Geschenk bewirken? Wenn man schon einmal erlebt hat, wie jemand so richtig berührt wurde, aus lauter Freude fast ausflippte, möchte man das häufiger erleben – es könnte süchtig machen. Ein Volltreffer.

Empathie heisst das Zauberwort, welches genau das beschreibt; zu fühlen, erkennen, wissen und spüren, was in den anderen vorgeht. Sich in sie hineinversetzen zu können. Man geht die Ideen durch, woran das Gegenüber Freude hätte, was er oder sie mag. In der Vielfalt der Gedanken entscheiden wir dann, was wir als Bestes empfinden.

Es ist keine einfache Lektion, nicht alle sind mit einem Feingefühl eines Mikro-Mechanikers ausgestattet, seelisch gesehen. Oder weiss ich ganz einfach, was der Empfänger sich wünscht? Umso besser. Dennoch könnte man eine simple Methode nutzen: Einfach fragen!

Gspürsch mi? (Spührst du mich?)

Wie unsensibel das Menschengeschlecht sein kann, zeigt diese Begebenheit aus meinem Alltag letzte Woche. Da bist du beim Umsteigen im Zug-Getümmel und hast (viel zu) wenig Zeit, und weisst: jede Sekunde, jeder Schritt kann dir den prompten Anschluss kosten. Dann steht da ein Paar mitten auf der Treppe und plaudert zusammen; gerade dort, wo sich jetzt dutzende Personen durchquetschen – gspürsch mi? Wir müssen das Umfeld wahrnehmen.

Sobald es bei Geschenken mehr um den Geber als um den Beschenkten geht, kann es zu merkwürdigen Auswüchsen kommen. Es kann am Ziel vorbei gehen, dem Empfänger eine Freude zu machen. Es kann aus lauter Pflichtgefühl kommen, aus Zeitdruck, oder man ist einfach grad ideenlos. Und was mir gefällt, muss noch lange nicht dem anderen gefallen.

Groteske Geschenke

Es gehört schon eine Portion komischer Phantasie oder einfach Unüberlegtheit dazu, ohne grosses Kennen irgendwas an Mann oder Frau zu bringen. Irritieren können zu billige und ebenfalls zu teure Gaben. Klar, andererseits braucht es den Anspruch, beim Schenken immer einen 100 Prozent-Treffer zu landen, auch nicht.

Auch beim Evangelisieren gibt es die Presslufthammer-Typen, welche über geistliche Leichen gehen und ungeachtet, was das Gegenüber denkt und vor allem braucht, einfach die eigene Botschaft reinhauen wollen. Wenn etwas unbedingt aufgedrängt wird, ist das sehr unschön – aber ja, wer hat das nicht schon selber getan? Wie sagt das der Volksmund so (un)schön: Es wird einem die Bibel um den Kopf gehauen.

Ego-Glaube

Zum Thema der frommen Sprüche findet man auch ein treffendes Beispiel in der Bibel (Jakobus, Kapitel 2, Verse 15-17): «Stellt euch vor, in eurer Gemeinde sind einige in Not. Sie haben weder etwas anzuziehen noch genug zu essen. Wenn nun einer von euch zu ihnen sagt: 'Ich wünsche euch alles Gute! Hoffentlich bekommt ihr warme Kleider und könnt euch satt essen!', was nützt ihnen das, wenn ihr ihnen nicht gebt, was sie zum Leben brauchen? Genauso nutzlos ist ein Glaube, der nicht in die Tat umgesetzt wird: Er ist tot.»

Es geht hier um «Glaube ohne Werke». Das richtige Wort am richtigen Ort kann hingegen Wunder wirken und Wunden heilen.

Richtig beschenken

Was gefällt? In der Regel kennt man sein Gegenüber ja zu einem gewissen Grade. Wenn das gar nicht der Fall ist, kann man noch eine vertraute Person zu den Vorlieben fragen. Meist gibt es dann auch eine Auswahl an Möglichkeiten von Spielzeug, Süssigkeit oder Ähnlichem, bei dem man etwas an Kreativität reinstreuen kann – zumindest bei der Verpackung.

Haben wir keine zündende Idee, würde man besser eine altbewährte Idee brauchen, als vor lauter Kreativität etwas zu geben, was dann völlig schräg in der Landschaft hängt. Mit Diversität kann der Geber auch etwas auf Nummer sicher gehen. Wenn man beispielsweise beide Klassiker, ein Stück genüssliche Schokolade und dazu einen guten Tropfen, weitergibt. So ist die Chance vorhanden, dass man zumindest auf der einen Schiene einen willkommenen Treffer landet.

Auch Gutscheine sind selten falsch und je genauer definiert, umso treffender lösen sie Freude aus.

Endlose Möglichkeiten: Immateriell ist speziell

Oft sind es jedoch die sogenannt «kleinen Dinge» oder eben Handlungen oder ein freundlicher Blick, der schon Gutes auslöst:

  • Eine nette Sprachnachricht
  • Ein Kompliment
  • Helfen im Alltag
  • Ein Lächeln
  • überraschendes Trinkgeld.

Wir sind auch gerade in einer «Geschenkezeit» des (Kirchen-)Jahres: An Ostern und an Pfingsten wurde der Menschheit ein übernatürliches Geschenk, vielleicht das grösste überhaupt, gemacht; nämlich, dass Gott selbst direkt im Menschen wohnen will.

So können durch den Heiligen Geist die besten Inspirationen fliessen – beispielsweise, wie wir andere optimal beschenken können.

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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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