Die Bibel ist auch nur ein Buch – lies sie!
Wenn du längst deine Art gefunden hast, in der Bibel zu lesen, und damit glücklich bist, dann ist dieser Text vermutlich nichts für dich. Für sehr viele Christen bewegt sich das Lesen in der Bibel jedoch irgendwo zwischen mühsam und Pflichterfüllung. Geht es dir auch so? Du bist davon überzeugt, dass Gott durch dieses Buch in besonderer Weise spricht, aber je wichtiger die Bibel in deinen Augen wird, desto schwerer scheint es zu sein, darin zu lesen. Warum ist das so? Der Anspruch ist hoch, wenn jede sogenannte «Stille Zeit» etwas Wegweisendes für dein Leben oder mindestens den aktuellen Tag beitragen soll. Zuspitzende Gedanken wie «Ein halber Christ ist ein ganzer Unsinn!» unterstreichen noch das Gefühl, lieber gar nicht erst anzufangen, wenn du vorher weisst, dass du einen Bibelleseplan noch nie zu Ende gebracht hast.
Vielleicht bist du auch schon seit vielen Jahren im Glauben unterwegs und schaffst es, jeden Morgen ein paar Verse aus den «Losungen» oder einer anderen Tageslese zu betrachten. Doch die Bibel als Ganzes bleibt irgendwie ein Buch mit sieben Siegeln für dich. Überblick? Fehlanzeige. Dabei liest du eigentlich gern. Wenn du dich in diesen Gedanken wiederfindest oder einfach nur eine neue Art suchst, dich mit der Bibel zu beschäftigen, dann kannst du vielleicht etwas mit dem folgenden Vorschlag anfangen.
Die Bibel-Challenge
Nimm dir eine Bibel und lies sie wie ein normales Buch. Leg sie dir neben deinen Lesesessel oder ans Bett. Fang vorne an. Lies, wenn du Zeit und Lust hast. Wenn du an eine der langen Namenslisten stösst, dann lies oder überspringe sie – so, wie du das bei einem anderen Buch auch machen würdest. Wenn du mal eine Pause beim Lesen brauchst, dann unterbrich deine Lektüre und lies zwischendrin etwas anderes. Und wenn du abbrechen möchtest, dann brich ab. Die Challenge liegt nicht darin, die Bibel in jedem Fall durchzulesen, sondern sie wie ein normales Buch zu lesen. Das musst du ja auch nicht fertigbekommen, aber – Hand aufs Herz – meistens schaffst du es.
Starthilfen zur Challenge
Wenn du ein paar Dinge beachtest, dann fällt dir diese Challenge leichter:
- Suche dir eine «gute» Übersetzung heraus. Das bedeutet hier in erster Linie eine, in der es dir leichtfällt, längere Passagen am Stück zu lesen. Beim Bibelserver kannst du online bereits ein Dutzend deutsche Übersetzungen vergleichen. Mein Tipp: Wähle eine für dich neue, damit das Ganze nicht zu vertraut klingt.
- Entscheide dich für die Art zu lesen, die du auch sonst bevorzugst. Wenn du am Tablet liest, tu das auch für die Challenge. Oder kauf dir die gewünschte Bibelübersetzung als Buch oder streame sie als Hörbuch.
- Wenn du die Papierversion nimmst, dann achte aufs Schriftbild. Zweispaltensatz mit Parallelversen und Erklärungen sind super zum Studieren, aber du willst einfach nur lesen…
- Setze dir keine Limits, wenn du das sonst nicht auch machst. Lies, wann immer du Lust hast, und dann so viel oder so wenig, wie du möchtest. Andere Bücher bewältigst du auch, ohne dir täglich um sieben Uhr früh dafür zwanzig Minuten freizuhalten.
- Wenn du magst, rede mit anderen über die Challenge, aber der eigentliche Gewinn ist es, «normal» in der Bibel zu lesen, und nicht, sie schneller als andere bewältigt zu haben.
- Dementsprechend kannst du selbstverständlich vor dem Lesen beten, aber das ist keine Voraussetzung. Lies einfach.
- Fange an einem ruhigen Tag entspannt an. Du hast viele schöne Stunden vor dir. Freu dich darauf.
Warum diese Challenge?
Eine Idee wie diese wird aus einem Nichtleser keinen Leser machen. Aber sie kann einem klassischen Missverhältnis begegnen, das etliche Menschen in Kirchen und Gemeinden beschäftigt. «Ich schaffe es einfach nicht, in meiner Bibel zu lesen», erzählt man sich da im geistlichen Teil des Hauskreises. «Bete für mich, dass ich das in meinen vollen Alltag hineinbekomme.» Zehn Minuten später, wenn sich alle locker unterhalten, sagt dann dieselbe Person, dass sie gerade die Kingsbridge-Reihe von Ken Follett lesen würde: «Ich kann gar nicht mehr aufhören…» Dabei haben «Die Säulen der Erde» und seine vier Nachfolgebände zusammen gut 5'500 Seiten. «Das Lied von Feuer und Eis», die Papierversion der Serie «Game of Thrones», füllt sogar 7'000 Seiten. Dagegen ist die gesamte Bibel mit unter 2'000 Seiten ein Spaziergang.
Noch einmal: Es geht um keinen Wettbewerb, doch wenn du einigermassen gern liest, dann schaffst du auch ein Buch wie die Bibel. Vielleicht denkst du jetzt: «Aber ich muss doch über Gottes Wort nachdenken, darüber beten und es Stück für Stück umsetzen. Da kann ich nur wenige Verse lesen.» Wenn du damit glücklich bist und es so für dich funktioniert: wunderbar. Die Sache ist nur, dass sehr viele es nicht schaffen. Diese Challenge richtet sich in erste Linie an dich, wenn du dein Bibellesen mit Erwartungen so überfrachtet hast, dass du es am Ende gar nicht mehr bewältigst. Nimm dir also einfach deine Bibel und lies darin. An wenigen Stellen hat sie ihre Längen, aber insgesamt schlägst du eine spannende Lektüre auf. Und wenn dieses Buch tatsächlich Gottes Wort ist, dann wird es sogar etwas bewirken, wenn du vorher nicht um Führung für diesen Tag gebetet hast. Das jedenfalls ist die Erfahrung zahlreicher Leserinnen und Leser.
Wenn du dazu Feedback oder Fragen hast oder deine Erfahrungen loswerden möchtest, dann melde dich gern beim Autor der Challenge, Hauke Burgarth. Du kannst dich mit Fragen auch an die anonyme Beratung von Livenet wenden.
Spezial-Bibelausgaben, die bei der Challenge helfen können:
Mein Bibellese-Projekt
Slim-Bibel
Zum Thema:
Bibellesen nach Luther: 5 Tipps, wie man die Bibel verstehen kann
Livenet-Talk mit Urs Stingelin: Die Bibel – ein Buch wie kein anderes
Interessante Diskussion: Hat die Bibel heute noch eine Bedeutung?