Ein Ehepaar zwischen Islam, Grossfamilie und Gefängnis

Ulrike und John Byle
Ulrike und John Byle brennen dafür, die Liebe Jesu weiterzugeben. Zweimal müssen sie deshalb Länder verlassen. John wird mehrmals inhaftiert. Im Buch «Zwei für einen» beschreibt Anna Lutz ehrlich und packend ihre Geschichte.

Ulrike wächst als Bauerntochter nahe von Tübingen auf und packt zuhause mit an. Trotzdem hört sie oft von ihrer Mutter: «Für euch Kinder muss man sich schämen.» Entsprechend schwach bleibt ihr Selbstvertrauen. Doch sie will in die Mission und lernt daher Krankenschwester. Danach absolviert sie in Aidlingen eine theologische Ausbildung. «Trotz ihrer Bedenken fuhren meine Eltern mich hin.» Lange geht Ulrike davon aus, dass sie ihren Dienst als ledige Frau tun würde. Bis sie in Turkmenistan David kennenlernt. Erstmal findet sie den jüngeren Mann jedoch arrogant.

Freude und Schmerz

John ist Sohn eines Unternehmers aus den USA, seine Mutter ist Kanadierin. Sie freuen sich, dass John die Bibelschule in Wheaton besucht. Doch später zerreist es seinem Vater fast das Herz, als er realisiert, dass sein Sohn das Familienunternehmen nicht weiterführen wird. Stattdessen lässt der sich nach Kasachstan aussenden, um Muslimen das Evangelium zu bringen. Und da trifft er eine tüchtige deutsche Krankenschwester. Sie ist sprachbegabt, bei Übersetzungen stets zur Stelle und sehr hilfsbereit. Aber an ihm ist sie offensichtlich nicht interessiert.

Keine Rückkehr

Schliesslich werden sie doch ein Paar, heiraten in Ulrikes Heimat und bekommen ihren ersten Sohn. Mit ihm wollten sie nach Turkmenistan zurückkehren. Doch dort hat sich die politische Lage verändert. Die neuen Machthaber dulden kaum mehr Ausländer im Land. «Unsere Namen hatten wohl schon länger auf einer schwarzen Liste gestanden», erklärt David. Weil Ulrike gut Turkmenisch sprach und die Sprache dem Türkischen ähnlich ist, entscheiden die beiden, dass die Türkei ihre neue Heimat werden soll. «Das Land war damals sehr offen für Ausländer», erklärt David.

Anna Lutz, die Autorin des Buches

Grossstadt und Kinderschar

Istanbul erscheint Ulrike riesig. Ihre wachsende Familie bringt sie jedoch schnell in Kontakt mit türkischen Müttern. Aber während David auf den Strassen das Evangelium verkündet und einen Bibelkorrespondenzkurs leitet, fragt sie sich: «Habe ich mir das Leben als Missionarin so vorgestellt? Sicher nicht! Wo ist das Abenteuer, das ich gesucht habe? Und trage ich eigentlich dazu bei, dass die Welt von Jesus erfährt?»

Dennoch ergänzt sich das Paar und unterstützt einander in der jeweiligen Aufgabe. Ulrike pflegt persönliche Kontakte in der Nachbarschaft, erlebt, wie Gebete erhört und Träume wahr werden. David erzählt öffentlich von seinem Glauben. Einmal wird er dabei von Jugendlichen angepöbelt. «Die Bibel ist sowieso ein Märchenbuch», behaupten sie. Da schreitet ein türkischer Anwalt ein und verteidigt David. Anschliessend erklärt er: «Ich glaube nicht an das, was du glaubst. Aber ich werde bis zum Tod verteidigen, dass du in meinem Land das Recht hast, davon zu erzählen.»

Angriffe

Flüche und Drohungen verbal oder per E-Mail bekommt David immer wieder zu hören. Auch Prügel steckt er ein. Ulrike erfährt von einer Nachbarin, dass die Polizei im Haus war und sich nach ihnen erkundigt hat. Und dann werden im April 2007 drei Missionare ermordet, unter anderem der deutsche Familienvater Tillmann Geske. Byles sind erschüttert. Dennoch verbessert sich durch dieses Attentat ihre Situation. Viele Türken zeigen sich solidarisch mit den Missionaren und setzten sich für deren Recht auf Religionsfreiheit ein.

Die politische Situation verändert sich jedoch, als Recep Erdogan 2008 wieder ans Ruder kommt. Sein Interesse an einem EU-Beitritt schwindet zusehends, er führt sein Land zurück zum Islam. Als sich 2016 zwei Muslimas durch Davids Predigten im Park bedrängt fühlen, zeigen sie ihn an. Er wird festgenommen und verbringt die Nacht im Gefängnis. Als er ein anderes Mal sein Visum verlängern will, wird er kurzerhand in Ausschiebehaft genommen.

Gefängnis

Es wird eng in der Türkei für die siebenköpfige Familie. Obwohl David die mehrfachen Gefängnisaufenthalte freudig nutzt, um zu evangelisieren und christliche Schriften weiterzugeben, spürt das Paar, dass seine Zeit abläuft. Schweren Herzens sucht es nach 20 Jahren einen anderen Weg und zieht schliesslich nach Deutschland. In Berlin-Neukölln leben sie wieder inmitten einer türkischen Nachbarschaft. Und sie nehmen wahr, dass die atheistische Vergangenheit viele Mitbürger geprägt hat. Doch sie bleiben bei dem, was Jim Elliot so ausdrückte: «Missionare sind gewöhnliche Menschen, die versuchen, den Aussergewöhnlichen zu verherrlichen.»

«Zwei für einen» ist spannendes, ehrliches, hoffnungsvolles Buch. Es macht Mut, daran festzuhalten, dass ausgestreute Samen aufgehen werden.

Zum Buch:
Zwei für einen

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Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet / SCM Verlag

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