Wie sich ein Polizist von biblischen Werten prägen lässt

Simon Harstad
Der dänische Polizist Simon Harstad lässt sich bei seiner Arbeit von biblischen Werten bestimmen. Das prägt sein Verhalten und die Art, wie er Menschen sieht.

Als sich Simon Harstad entschloss, zur Polizei zu gehen, hing das mit seinem Glauben zusammen und seinem Wunsch, anderen Menschen etwas Gutes zu tun. Und wenn er zur Arbeit geht, sind die christlichen Werte immer mit im Gepäck. «Die Frucht des Geistes dagegen besteht in Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Beständigkeit.» So heisst es in Paulus’ Brief an die Galater in Kapitel 5, Verse 22-23. Für Simon Harstad, den Stellvertretenden Polizeikommissar und Einsatzleiter in einem Kopenhagener Bezirk, ist das eine Bibelstelle von zentraler Bedeutung: «Hier sind die Früchte beschrieben, die wir hervorbringen, wenn wir mit Gott und dem Heiligen Geist in uns leben. Das sind wirklich starke Werte, von denen ich glaube, dass sich die meisten Menschen gerne nach ihnen richten würden, damit sie in ihrem Leben und in der Beziehung zu anderen Menschen Gestalt gewinnen – und auch überhaupt in der Art und Weise, wie wir in unserer Gesellschaft miteinander umgehen», sagt er.

Für Simon Harstad stellt Paulus’ Liste, in der er diese Früchte aufzählt, ein Wertesystem und eine Richtschnur dar, die er in seinem Leben umsetzen möchte. Das gilt in der Beziehung zu seiner Frau, seinen beiden Kindern und seinen Freunden, aber auch gegenüber seinen Mitarbeitern und den Mitbürgern, die ihm im Rahmen seiner Arbeit begegnen. «Ich versuche, allen Mitbürgern mit diesen Werten zu begegnen. Das bedeutet nicht, dass ich nicht einmal fest zupacken kann, wenn es nötig ist, aber diesen Wertekanon habe ich immer im Hinterkopf, auch wenn ich körperliche Härte anwenden muss», sagt Simon Harstad. Er räumt jedoch ein, dass auch viele Kollegen, die nicht unbedingt Christen sind oder regelmässig in der Bibel lesen, ebenfalls einen «softeren» Umgang mit den Bürgern bevorzugen.

«Für mich hängen mein Menschenbild, mein christlicher Glaube und mein Verhältnis zur Bibel eng miteinander zusammen. Nicht dass ich auf der Arbeit mit Bibelversen um mich werfe, aber ich lese täglich in der Bibel und versuche die Texte in meinen Tag mitzunehmen, damit sie mich im Alltag auf die richtige Spur setzen. Zum Beispiel versuche ich, in jedem Menschen, der mir gegenübersteht, einen Menschen zu sehen, der genau so wie ich von Gott geliebt wird», erklärt er.

Den Menschen dahinter sehen

Er erinnert sich daran, dass er einmal zu einem Einsatz gerufen wurde, wo ein Obdachloser, der stark unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand, in seinem eigenen Urin lag. «Das ist nicht gerade die angenehmste Aufgabe. Es ist von der Polizeiarbeit her gesehen weder besonders interessant noch hygienisch. Ich versuche immer, hinter die Situation zu blicken und den kaputten Menschen zu sehen, der Hilfe braucht. Mit ihm komme ich in der Regel nur kurz in Kontakt und kann nicht viel ausrichten. Doch in dieser kurzen Zeit kann ich versuchen, mit ihm respektvoll und auf Augenhöhe umzugehen», sagt er.

Ein Bibelvers, der Simon Harstad in diesem Zusammenhang viel bedeutet, steht in 1. Johannes Kapitel 4, Vers 19: «Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.» «Das sagt uns eine Menge über Gottes Liebe. Auch wenn ihn die Sünde angeekelt haben muss, die in uns steckt und in dem, was Menschen tun, liebt er uns trotzdem. Er hat uns zuerst geliebt und lehrte uns, was Liebe ist, und seine Liebe hängt nicht davon ab, ob wir ihn lieben oder wir uns auf Punkt a, b und c vorbereitet haben. Er liebt uns so, wie wir sind. Das ist grossartig», meint er.

Den Glauben teilen

Simon Harstad wuchs in einer christlichen Familie auf. Gottesdienstbesuch und tägliche Bibellese, Andacht und Gebet gehörten zu seiner Kindheit dazu. Als Jugendlicher entwickelte er einen eigenständigen Glauben, der ihm persönlich wichtig wurde. Als er bei der Konfirmation seinen Glauben bekräftigte, nahm er das ganz ernst. Als er dann in die zehnte Klasse auf einer christlichen weiterführenden Schule kam, entschied er sich bewusst dafür, in den Gottesdienst zu gehen, sich einem Lobpreisteam anzuschliessen und Gebetstreffen zu besuchen.

Auch auf dem Gymnasium setzte er sich aktiv dafür ein, seinen Glauben und die Beziehung zur Kirche lebendig zu erhalten. Auf dieser Schule gab es keine anderen Christen. Deshalb traf er sich mit Jugendlichen aus anderen Schulen, und zusammen gründeten sie unter dem Dach des KFS (Kristelig Forbund for Studerende, «Christlicher Studierendenverband») eine Gruppe. Er war sich auch im Klaren darüber, dass er sich eine Freundin und spätere Ehepartnerin wünschte, für die der christliche Glaube ebenfalls der Dreh- und Angelpunkt war. «Mir ist es wichtig, dass ich mein Leben mit jemandem teile, der mir hilft, am Glauben festzuhalten, und der die gleichen Werte wie ich hat. Werte und einen Glauben, die wir auch unseren Kindern vermitteln wollen», erläutert er.

Jeden Morgen bekommt Simon Harstad per App einen Bibelvers auf sein Smartphone. Den liest er, bevor er sich auf den Weg zur Arbeit macht oder was immer sonst er zu erledigen hat. Manchmal steht er vor seiner Familie auf, liest den Bibeltext, solange noch Ruhe herrscht, und denkt darüber nach, was Gott ihm damit sagen will. An anderen Tagen lesen sie den Text morgens zusammen, tauschen sich ein Weilchen darüber aus und beten zusammen.

«Im Lauf des Tages geht mir der Bibeltext dann immer wieder durch den Kopf. Manchmal erlebe ich, dass der Vers genau in eine bestimmte Situation hineinspricht, oder ich begegne einem Menschen, dessen Situation sich in diesem Text widerspiegelt, und das gebe ich ihm weiter. An anderen Tagen bleibt der Vers dann eher im Hintergrund», erzählt Simon Harstad.

Glauben und Dienstwaffe

Zunächst studierte er auf Lehramt und arbeitete auch in diesem Beruf. Die Arbeit machte ihm Freude, doch immer wieder ging ihm sein Kindheitstraum, Polizist zu werden, durch den Kopf. Als er einen besseren Einblick gewann, was Polizeiarbeit genau bedeutet, wurde ihm klar, dass sein Wunsch, sich für andere einzusetzen und etwas Gutes zu bewirken, auch bei der Polizei Wirklichkeit werden konnte. Also bewarb er sich und bestand 2006 die Eignungsprüfung. Im Lauf des Bewerbungsverfahrens musste er mehrere Gespräche führen und machte keinen Hehl daraus, dass er Christ war und Bibellese und Gottesdienst zu seinen wichtigsten Freizeitaktivitäten zählten.

«Bei einem dieser Gespräche stellte man mir die Frage, ob mein christlicher Glaube verhindern würde, dass ich einem Mitbürger gegenüber Gewalt anwenden würde, eine Waffe tragen oder – wenn es zum Äussersten kommt – auf einen Menschen schiessen und in Kauf nehmen würde, dass er dabei ums Leben kommt. Diese Bedenken konnte ich zerstreuen. Für mich ergibt sich da kein Problem, was die Leitlinien der Bibel im Blick auf meine Rolle als Polizist sagen», meint er.

Obwohl er glaubt, dass Gott das Böse ein für allemal besiegt hat, findet sich immer noch Böses in der Welt. Und wenn das der Fall ist, so führt er aus, kann es nötig und auch legitim sein, Gewalt anzuwenden, um ein Verbrechen zu verhindern oder zu stoppen. «Schliesslich setzen Polizisten in der Regel Gewalt ein, um zu verhindern, dass Unbeteiligte angegriffen oder im Extremfall sogar getötet werden. Darum kann ich es mit der Bibel vereinbaren, dass ich zu solchen Mitteln greife, um diese gute Ordnung in unserer Gesellschaft aufrecht zu erhalten», erklärt er.

Wie eine Gebrauchsanweisung

Simon Harstads Kollegen wissen, dass er Christ ist. Wenn andere erzählen, dass sie nachher zum Badminton gehen, erwähnt er zum Beispiel, dass er der Jugendgruppe seiner Kirche einen Besuch abstattet. «Wenn sie sich mit mir als Privatperson unterhalten, ist es doch ganz natürlich, dass ich von meinem Glauben spreche. Aber wenn sie im beruflichen Umfeld mit dem Polizisten Simon sprechen, ist das etwas anderes. Da erzähle ich nichts von meinem Verhältnis zur Bibel, genau so wenig, wie ich über meine politische Überzeugung rede», führt er aus.

Simon Harstad würde gern noch mehr und länger in der Bibel lesen, weil das seiner Erfahrung nach die Beziehung zu Gott stärkt. «Für mich ist Gott der lebendige Gott, mit dem ich reden und zu dem ich beten kann. So steht mir der Weg zu ihm immer offen. In der Bibel zu lesen, stellt für mich eine Möglichkeit dar, die Beziehung zu Gott am Leben zu halten. Die Bibel – das sind für mich keine toten Buchstaben, sondern das lebendige Wort, durch das Gott unmittelbar zu mir spricht, während ich es lese», sagt er.

Er versteht die Bibel als ein Buch, das uns Anweisungen gibt, wie man sich seinen Mitmenschen gegenüber verhalten soll, wenn man sein Leben so gut wie möglich gestalten möchte. «Diese Anweisungen in der Bibel ähneln der Gebrauchsanweisung, die man in die Hand gedrückt bekommt, wenn man ein neues Auto kauft. Dort kann man nachlesen, wo man das Wasser für die Scheibenwaschanlage nachfüllt oder wo der Tankdeckel sitzt. Wenn man Benzin in die Scheibenwaschanlage giesst, funktioniert das nicht. Und wenn wir den Anweisungen der Bibel nicht folgen, kann es leicht passieren, dass wir uns in einer Gesellschaft wiederfinden, in der man glaubt, dass jeder von uns seiner eigenen Wahrheit folgen kann und nur an sich selbst zu denken braucht, und dass wir uns selbst zu Gott machen.»

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Autor: Malene Fenger-Grøndahl / Wolfgang Günter
Quelle: Magazin Faszination Bibel 04/2024, SCM Bundes-Verlag

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