«Christlicher Glaube ist Schlüssel zur Rettung»

Jonathan Rauch
Der prominente Atheist und Autor Jonathan Rauch argumentiert, dass die Vereinigten Staaten mehr christliche Werte verinnerlichen müssen, um wieder auf den richtigen Kurs zu kommen. Dies dürfte gleichzeitig für die gesamte christliche Welt gelten.

Gleichzeitig kritisiert er, dass die moderne Kirche ihrer Rolle als Repräsentantin Jesu nicht mehr gerecht wird. Jonathan Rauch, bekennender Atheist und Senior Fellow am «Brookings Institute», legt seine Argumente in seinem neuen Buch «Cross Purposes: Christianity's Broken Bargain with Democracy» dar. Darin beschreibt er die heutige Kirche als zu säkular, zu ängstlich und ohne echten Glauben.

In einem Interview mit dem «New York Times»-Podcast «Matter of Opinion» fasste Rauch seine Thesen zusammen: «Was unser Land wirklich braucht, um auf einen besseren Weg zu kommen, ist, dass das Christentum nicht säkularer oder liberaler wird, sondern mehr wie es selbst – wahrhaft christlich.»

Ähnliche Prinzipien

Jonathan Rauch erklärte, dass die «drei Grundpfeiler des Christentums» den Prinzipien bestimmter Formen des Liberalismus sehr ähnlich seien. Er definierte diese Säulen als:

  1. Jesus nachahmen.
  2. Keine Angst haben.
  3. Einander vergeben.

«Diese Prinzipien ähneln sehr dem, was man sich von einer konstitutionellen Republik wünscht», sagt er. «Man darf nicht ständig Angst haben zu verlieren. Manchmal muss man die andere Mannschaft gewinnen lassen. Man muss dem System vertrauen. Man muss an die Grundwerte wie Würde, Gleichheit und Menschlichkeit aller glauben, auch derer, die man nicht mag. Und man darf nicht so verurteilend sein, dass man denkt: Wenn wir die nächste Wahl verlieren, ist alles vorbei, dann gewinnen die ‘Bösen’ und wir müssen sie irgendwie aus dem Land jagen. Als mir das klar wurde, dachte ich: 'Das steht alles in der Bibel. Warum setzen die Christen das nicht um?'»

«Das Christentum hat es gut gemacht»

Die Gründerväter der Nation, so Jonathan Rauch, betrachteten das Christentum als grundlegend für eine funktionierende Nation. «Das Christentum ist ein Grundpfeiler der Demokratie, das haben uns die Gründerväter gesagt», erklärte er. «Sie haben nicht gesagt, dass man Christ sein muss, aber sie haben gesagt, dass unsere liberale, säkulare Verfassung (...) auf Tugenden wie Wahrhaftigkeit, Gesetzestreue und der gleichen Würde aller beruht.»

Und sie hätten gewusst, dass diese Tugenden aus einer externen Quelle kommen mussten, so Jonathan Rauch weiter, denn «die Verfassung allein liefert sie nicht. Die Quelle, auf die sie sich hauptsächlich stützten, war die Religion, um diese Werte zu lehren und weiterzugeben. Und das Christentum hat das in der Geschichte Amerikas meistens gut gemacht.»

Zunehmend festgefahren

Aber wenn die Kirche weniger christlich wird, suchen die Menschen laut Rauch nach anderen Quellen für ihre Werte. «Dann wenden sie sich Bewegungen wie 'Wokeness‘, ‘QAnon’ oder ‘MAGA’ zu, und diese Werte sind nicht geeignet, eine Demokratie zu tragen», sagt Jonathan Rauch. «Das ist die Situation, in der wir uns zunehmend befinden.»

Zu viele Christen hätten entweder ein «dünnes» oder ein «scharfes» Christentum angenommen, so Rauch. Dünnes Christentum sei, «wenn das Christentum säkularisiert wird und zu einem Konsumgut oder einer Ware verkommt».

«Das Problem ist, dass viele der positiven Wirkungen des Glaubens – für die Seele und für die Gesellschaft – aus der ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Glauben entstehen: Aus der Gemeinschaft, aus dem Engagement, aus der Hingabe. Wenn Religion, insbesondere das Christentum, oberflächlich wird, suchen die Menschen anderswo nach Sinn und Orientierung. Oft in der Politik – und das sind schreckliche Quellen von Werten. Sie stützen die Republik nicht, sie untergraben sie.»

«Warum es nicht mit Jesus versuchen?»

Das scharfe Christentum hingegen «sieht sich zunehmend in einem Kulturkampf mit der Gesellschaft». Und weiter: «Es ist das Christentum, das Angst hat, seine dominante kulturelle Rolle in der Gesellschaft zu verlieren, das glaubt, dass die nächste Wahl das Ende des Christentums, wie wir es kennen, besiegeln wird. Es wird kleiner, paranoider, ängstlicher, was die Zukunft angeht, und deshalb immer politischer.»

Jonathan Rauch betont, dass der verstorbene Pastor Tim Keller einen grossen Einfluss auf seine Sicht des Christentums gehabt habe. Ausserdem hob er hervor, dass die religiöse Rechte mit ihrem Fokus auf Familienwerte «nicht ganz falsch lag»: «Ich glaube, dass es dem Land und dem christlichen Zeugnis nur gut tun kann, wenn Christen sich darum bemühen, die Elemente ihres Glaubens wiederzuentdecken und hervorzuheben, die unsere Demokratie stützen und die Lehren Christi betonen», so Rauch weiter. «Ich sehe keinen Schaden, der daraus entstehen könnte. Und so komme ich zu dem Punkt, an dem ich mich an meine christlichen Mitbürger wende und sage: Warum versucht ihr es nicht einfach mal mit Jesus?»

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Autor: Michael Foust / Daniel Gerber
Quelle: Crosswalk Headlines / Übersetzung: Livenet

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