500 Jahre Täufer – das dritte Bein der Reformation

Die Erwachsenentaufe war ein wichtiges Thema der Täufer-Bewegung.
Zürich, 21. Januar 1525: Ein erwachsener Mann lässt sich taufen. Vor 500 Jahren ein Skandal – und der Beginn einer heute weltweiten Bewegung. Die Täufer feiern 2025 ihr 500jähriges Bestehen.

Konrad Grebel gehörte zum engeren Kreis um Ulrich Zwingli, distanzierte sich aber zunehmend von ihm, weil er den Reformator als zu zögerlich empfand. Seiner Erkenntnis nach gehörte zum Glauben auch die Taufe. Am 21. Januar 1525 taufte Grebel einen ehemaligen Priester aus Graubünden, Jörg Cajacob, genannt «Blaurock». Damit war die Täuferbewegung und darüber hinaus die ganze Freikirchenbewegung, wie wir sie heute kennen, geboren.

Die Reformatoren und die Behörden bekämpften die Erwachsenentaufe und die erwecklichen Versammlungen, die überall entstanden, vehement; die Reformation war zwar auf die Bibel zurückgegangen, aber in ihren Strukturen blieb sie der alten Ordnung verhaftet. Das Verzeichnis der Kindertaufen war z.B. gleichzeitig das Geburtsregister. Ihre Verweigerung galt als Störung der staatlichen Ordnung. Dazu verweigerten die «Wiedertäufer» auch den Kriegsdienst.

Die Täuferbewegung wurde in der Schweiz stark, aber auch stark verfolgt. Bereits am 29. Mai 1525 wurde Eberli Bolt als erster Täufer in Schwyz verbrannt. Viele andere wurden in Limmat, Aare oder Birs ertränkt. Überall, wo die «zu Ende gedachte Reformation» sich ausbreitete, stiess sie auf Widerstand, weil sie ein von staatlicher Bevormundung freies Christsein anstrebte. Es ging darum nicht nur um Theologie, sondern auch um Macht und das Staatsverständnis. 1529 wurde das Täufertum im ganzen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation geächtet. Allein im 16. Jahrhundert wurden in ganz Europa 2'500 Taufgesinnte zu Tode gefoltert oder hingerichtet.

Weltweite Verbreitung

Die Verfolgung der Täufer führte zur Fluchtmigration nach Deutschland, Russland und nach Nord- und Südamerika. «Die Geflüchteten taten sich in Siedlungen zusammen. Sie waren fleissig, begabte Handwerker und Landwirte. Im Busch Südamerikas bauten sie sich ebenso eine Zukunft auf wie in den Weiten Nordamerikas oder Russlands. So kommt es, dass es überall auf der Welt Schweizer Familiennamen mit täuferischen Wurzeln gibt wie Ammann, Nussbaumer, Geiser, Gerber, Amstutz oder Läderach», erklärt SRF Kultur.

Die Täufer kommen zurück

In der Schweiz wurde erst im 19. Jahrhundert die Glaubens- und Gewissensfreiheit gewährt: So rang man sich 1815 in Zürich zu einem «Duldungsedikt» durch. Die innere Entfremdung zwischen Täufertum und den Landeskirchen aber wurde erst im neuen Jahrtausend überbrückt: 2003 fand eine bahnbrechende «Versöhnungskonferenz» der Stiftung Schleife in Winterthur statt. Und der reformierte Kirchenratspräsident Ruedi Reich erklärte 2004 an einer Versöhnungsfeier im Grossmünster Zürich: «Wir anerkennen die Gläubigen der täuferischen Tradition als unsere Schwestern und Brüder und ihre Gemeinden als Teil des Leibes Christi… Wir bekennen, dass die damalige Verfolgung nach unserer heutigen Überzeugung ein Verrat am Evangelium war und unsere reformierten Väter in diesem Punkt geirrt haben.» Mit einer Gedenkplatte am Ort der Ermordung der Täufer am Limmatufer machte die Landeskirche ihre Schuld öffentlich sichtbar.

Zur Feier von 500 Jahren Täuferbewegung findet ein globales Event der Mennonitischen Weltkonferenz am 29. Mai 2025 in Zürich statt. Der Jubiläumsanlass wird von der Landeskirche mit 50`000 Franken unterstützt. Weit über 1000 Gläubige aus täuferischen Gemeinschaften von mehreren Kontinenten werden erwartet. Die internationalen Gäste erwarten Konzerte, Workshops, historische Stadtrundgänge, eine Podiumsdiskussion und ein Festgottesdienst mit ökumenischer Beteiligung im Grossmünster mit Livestream in vier Sprachen. Für die teilnehmenden Gäste werden Zimmer und Privatquartiere gesucht, um die Verbundenheit von Christen auch ganz praktisch zum Ausdruck zu bringen. Unter dem Thema «Mut zur Liebe» will die Konferenz nicht nur gedenken, sondern auch vorwärtsschauen und etwa den Friedensgedanken stärker in die Diskussion bringen. Auch in Deutschland finden 2025 verschiedene Gedenkanlässe und Gottesdienste statt.

Nach Aussage des Theologen und Synodalen Peter Schmid in IDEA Schweiz geht es vielen Täufern heute nicht nur um Bewahrung der Traditionen – wie etwa bei den Amischen in den USA und Kanada – sondern auch um ein «Sehnen nach einem grösseren Wirken Gottes». Jesus habe schliesslich nicht nur mit Wasser, sondern seine Nachfolger «mit Geist und mit Feuer» getauft.

Zum Thema:
Einfach Jesus: Die Taufe
Ermutigendes Zeugnis: Taufen in aller Welt – auch da, wo es gefährlich ist
Ein Sakrament unter der Lupe: Taufe – was ist das eigentlich?

Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / SRF Kultur/ Idea Schweiz/ zhref.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung