Ägyptens Christen bauen Gesellschaft auf

Priester Kamil Samaan
Der Priester Kamil Samaan sieht positive Veränderungen für die Christen in Ägypten. Präsident Al-Sisi bemühe sich, vergangenes Unrecht wiedergutzumachen. Doch viele sind ungeduldig, vor allem angesichts steigender Lebenshaltungskosten.

«Den Christen geht es in Ägypten immer besser», bilanziert der Priester Kamil Samaan. «Der Präsident ist sich bewusst, dass den Christen viel Unrecht widerfahren ist. Er will das wiedergutmachen.»

Die Menschen seien vielleicht etwas ungeduldig und wollten sehr schnell Ergebnisse sehen. «Vor allem in finanzieller Hinsicht. Das Leben in Ägypten ist sehr teuer geworden.»

Es wurde viel in die Infrastruktur investiert. «Das halte ich für sehr wichtig. Andere fragen sich, ob man es nicht etwas langsamer angehen und alte und neue Fabriken wiederbeleben sollte, damit die Menschen mehr Arbeit haben.» Das sind nicht nur Probleme der Christen, sondern aller Ägypter.

Für Anerkennung kämpfen

«In Ägypten haben wir alle Konfessionen in der Kirche», erklärt Kamil Samaan. «Das heisst Orthodoxe, Katholiken und Protestanten. Das ist ein Reichtum für uns.»

Kürzlich war er auf Einladung von «Kirche in Not» in der Schweiz, um über die Lage der Christen in seiner Heimat zu berichten. «Ich sage immer, dass die Christen in Ägypten um ihre Anerkennung kämpfen müssen. Aber nicht mit Waffen. Mit Liebe, Hingabe, Nächstenliebe, Dienst am Nächsten. Das tun wir Katholiken vor allem in drei Bereichen: im Gesundheitsbereich mit Krankenhäusern, Krankenstationen und Ambulanzen. Im Bildungsbereich bieten die wenigen Katholiken – wir sind etwa 300'000, mehr nicht – der ägyptischen Gesellschaft über 180 Schulen an. Das Niveau ist sehr gut, alle wollen ihre Kinder zu uns schicken. In diesen Schulen lernen die Schüler ein gutes Zusammenleben. Zum Beispiel, dass es andere Religionen und Konfessionen gibt.»

«Gesellschaft entwickeln»

Der dritte Bereich ist die gesellschaftliche Entwicklung. «In jeder Diözese gibt es ein Entwicklungsbüro, das allen Konfessionen dient. So legen wir in Ägypten Zeugnis für Christus ab.»

«Kirche in Not» hilft in verschiedenen Bereichen. «Ein Bereich ist einzigartig: die pastoralen Projekte. Andere Hilfswerke sind sozial oder akademisch orientiert. 'Kirche in Not' ist pastoral orientiert, zum Beispiel beim Bau und der Restaurierung von Kirchen.»

«Es ist ein Austausch»

Das ist sehr wichtig, denn viele Kirchen sind alt und renovierungsbedürftig. Andere sind durch das Bevölkerungswachstum in Ägypten zu klein geworden. Es gibt auch neue Städte und Stadtteile, in denen es noch keine Kirchen gibt. «Da kommt uns ‘Kirche in Not’ zuhilfe.»

Kamil Samaan spricht von einem Austausch, einem Geben und Nehmen. «Wir erhalten finanzielle und moralische Unterstützung, manchmal auch geistliche im Gebet.  Wir geben Dankbarkeit zurück, unser Gebet und das Versprechen, standhaft zu bleiben. Und wenn wir hier als Zeugnis gebraucht werden, sind wir gerne bereit.»

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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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