Glaube am Montag

«Es gibt zwei Arten, Gutes zu tun»

Christsein hat es nicht nur mit dem Sonntagsgottesdienst zu tun. Darauf macht die Initiative «Glaube am Montag» aufmerksam. Was Glaube im Alltag für ihn bedeutet, sagt Ueli Berger, Lokführer bei der SBB und RailPastor.
Ueli Berger im Lokführerstand
Ueli Berger (mitte)

Livenet: Ueli Berger, was bedeutet für Sie «Glaube am Montag»?
Glaube am Montag bedeutet für mich, die Jesusworte «Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt» (Die Bibel, Matthäusevangelium Kapitel 5, Verse 13-14) ins Alltagsleben zu übertragen. In der Arbeitswelt herrschen mit der Huldigung von Profitmaximierung, Nützlichkeitsdenken, Konkurrenzverhalten, Werbetricks, etc. andere Gesetze, welche sich mit gelebten Werten, wie Genügsamkeit, zweite Chance, Vergebung, Glaubwürdigkeit, etc. konkurrenzieren können.

Wie bereiten Sie sich auf einen Arbeitstag vor?
Eine Tasse Kaffee und eine kurze Zwiesprache mit dem dreifaltigen Gott der Bibel gehören zu meinen üblichen Startritualen. Das Gebet von Franz von Assisi «O Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens» bedeutet mir besonders viel. Es schliesst alles ein, was mir in der Berufswelt auf geistlicher Ebene begegnet – Liebe und Hass, Streit und Versöhnung, Wahrheit und Irrtum, Zweifel und Hoffnung. Dieses Gebet ist konkret, greifbar, geerdet und hilft mir in allen Lebensbereichen.
 
Wissen Ihre Mitarbeitenden, dass Sie Christ sind? Wie wirkt sich das auf den Arbeitsalltag aus?
Ja, die meisten Berufskollegen wissen, dass ich Christ bin und biblische Werte vertrete. Gespräche über den Glauben ergeben sich von selbst – man muss nur offen dafür sein. Kollegen sprechen mich ab und zu über christliche Themen an und fragen: «Was sagst du als Christ dazu?» Das Christsein darf nie auf die Kirchenbank reduziert werden. Es hat Hände, Füsse, Ohren und einen Mund, um es zeichenhaft sichtbar zu machen.

Wie wirkt sich Ihr Glaube auf Ihren Umgang mit Mitarbeitenden aus?
Für den Umgang mit Menschen im pastoralen Dienst, der von Würde, Respekt und einer gesunden Nähe und Distanz geprägt sein will, brauche ich die vertraute Beziehung zu Jesus Christus. Das kann heissen, mit einem schwierigen Menschen eine zweite Meile zu gehen, darauf zu verzichten, ein Recht einzufordern oder die Wahrheit in Liebe zu sagen, wo der Irrtum herrscht. Grundsätzlich gibt es zwei Arten, Gutes zu tun: «Geben und vergeben.» (Augustinus)

Hat Ihr Glaube auch Einfluss auf Ihre Entscheidungen im Berufsalltag?
Grundsätzlich sind die Entscheidungen im Lokführer-Berufsalltag vom Unternehmen vorgegeben, indem wir alles dafür tun, dass unsere Bahnkunden sicher, sauber und pünktlich mit uns unterwegs sind. Der Glaube motiviert mich, im Zug auch mal eine falsch entsorgte Cola-Dose richtig zu entsorgen, oder mich zu bemühen, weiterführende Informationen für fehlgeleitete Fahrgäste zu einzuholen. Die Frage ist, ob ich einen Unterschied zum Durchschnitt machen will?!
 
Haben Sie eine Möglichkeit, sich mit Christen in Ihrem Arbeitsumfeld zum Gebet und/oder Austausch zu treffen?
Die Vereinigung RailHope hat schweizweit 26 Treffpunkte, wo sich Christen von Bahnen und Ö.V. für den Erfahrungsaustausch und zum Gebet versammeln können. Solch einen Treffpunkt besuche ich monatlich in Basel. Als RailPastor gehört es zu meinen Dienst, diese Treffpunkte weiter zu vernetzen, und die verantwortlichen Leiter und Ansprechpartner geistlich zu unterstützen.

Können sich Christen im Arbeitsumfeld gegenseitig stärken? Welche Erfahrungen machen Sie hier?
Kürzlich erzählte mir ein Berufskollege, wie er öffentlich wegen seines Glaubens diffamiert und beschimpft wurde. Das hat bei ihm Spuren des Zorns, der Ablehnung und der Einschüchterung hinterlassen. Nachdem wir miteinander gebetet hatten, kehrte Frieden und Gelassenheit in sein Herz zurück. Wenn wir voreinander ehrlich werden, leben wir am Licht. Gottes Licht scheint am stärksten, wo es am dunkelsten ist.

Zur Person

Name, Vorname: Ueli Berger
Organisation: RailHope – Christen bei Bahnen und Ö.V.
Alter: 50 Jahre
Zivilstand, Kinder: Verheiratet; drei Kinder mit 20, 18, 14 Jahren   
Wohnort: Kaiseraugst  
Beruf, heutige Funktion: Lokführer SBB Personenverkehr und RailPastor  
Kirchenzugehörigkeit: FEG Rheinfelden  
Hobbys: Biken und Unihockey
Homepage/e-mail: www.railhope.ch

Datum: 13.02.2012
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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