Erster Austausch von Armee-Seelsorgern aus Freikirchen

Bei der Weiterbildung in Bern
54 Armeeseelsorgerinnen und -Seelsorger aus freikirchlichen Gemeinden der Schweiz trafen sich am 4. Februar in Bern mit dem Chef der Schweizer Armeeseelsorge, Hauptmann Samuel Schmid, zu einem Vernetzungs- und Weiterbildungstag.

Seit 2020 arbeiten der Dachverband Freikirchen.ch, die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA), das Réseau évangélique Suisse (RES) und viele freikirchliche Gemeindeverbände als offizielle Partnerorganisationen mit der Armeeseelsorge zusammen. Dies führte zu einem ersten Treffen dieser Art, das eine Plattform für die Weiterbildung und Vernetzung der Seelsorgerinnen und Seelsorger der freikirchlichen Gemeinden in der Schweiz bieten sollte. «Das Treffen war ein wichtiger Moment der Wertschätzung der Freikirchen gegenüber den Armeeseelsorgern», fasste Daniel Rohner, Stabschef der Dienststelle Armeeseelsorge und freikirchlicher Pastor in Visp (VS), den Tag zusammen.

«Träger der Hoffnung»

Samuel Schmid unterstrich die wichtige Rolle der Armeeseelsorger: «Besonders bei Rekruten sind Seelsorger oft Hoffnungsträger in der herausfordernden Anfangszeit ihrer Militärdienstzeit.» Je näher die Seelsorger den Angehörigen der Streitkräfte stünden und je mehr sie in das militärische Leben eingebunden seien, desto wirksamer sei ihr Dienst. Schmid: «Durch aktives Zuhören und empathische Unterstützung tragen sie sehr zur Resilienz der Armeeangehörigen bei.»

Hohe Identifikation schafft Glaubwürdigkeit

In seinem Leitreferat ging Daniel Rohner auf die zentrale Frage ein: «Wie kann ich auf Hintergrund meiner eigenen konfessionellen Identität spirituelle Inhalte so weitergeben, dass ein Mehrwert für mein Umfeld entsteht?» Dabei betonte er: «Ich zeige euch meinen Weg. Jeder von euch muss seinen individuellen Stil finden.» Der Schlüssel aber sei: «Ich will eine hohe Identifikation finden mit den Kameraden, mit denen ich unterwegs bin. Es geht nicht um `ich und ihr`, sondern um das `wir.`» Anhand der Areopag-Rege von Paulus in Athen (Apostelgeschichte Kapitel 17) zeigte er, wie man einen «Common ground» mit den Kameraden findet. Rohner: «Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft; wie kann ich als Seelsorger dazu beitragen, dass alle in ihrem Dienst profitieren?»

Im Gespräch mit Livenet erklärte Rohner, wie er das in seinem konkreten Fall versucht: «In meiner Identität bin ich Pastor – in der Armee aber habe ich nicht einen pastoralen, sondern einen spirituellen Auftrag. Da, wo ich bin, will ich einen guten Spirit verbreiten.» Das bedeute nicht, dass biblisch-geistliche Inhalte verschwiegen würden: «Ich kann mit grosser Selbstverständlichkeit geistliche Themen ansprechen, das gehört zu mir.» Hat er im Dienst Gespräche über den Glauben? Rohner: «Klar, immer wieder – einfach da, wo ich gefragt werde.»

Wort zum Tag kommt an

In seinem Bataillon startet Rohner jeden Morgen mit einem «Wort zum Tag», immer angepasst auf die jeweilige Situation. «Ich will etwas in den Tag werfen, das das Bataillon begleitet», erklärt der Seelsorger. «Ich bringe einen Gedanken und gebe auch eine biblische Begründung dazu. Das wird völlig akzeptiert und geschätzt.» Als Beispiel nannte er den Gedanken «Es geht nicht um mich, sondern um das Wohl des anderen», unterstrichen durch ein entsprechendes Pauluswort. «Es kommt immer wieder vor, dass solche Impulse dann tagsüber mal wieder zitiert werden, oft auch scherzhaft, aber immerhin.»

Aufbauend auf dem Referat wurden in Bern in intensiven Gruppenarbeiten zahlreiche Fallbeispiele unter den Seelsorgern diskutiert. «Das Treffen bot allen Teilnehmern einen Mehrwert, und es besteht der Wunsch, solche Schulungen in regelmässigen Abständen zu wiederholen, um die Kompetenzen und den Austausch unter den Armeeseelsorgern weiter zu fördern», erklärte die SEA in ihrer Mitteilung.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / SEA / Evangelical Focus

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