Mit Freude Teammensch geworden
Besonders die neu geschaffene «Team-Kombi» liess Duos an der soeben beendeten Ski-WM zusammenwachsen. Wer meist für sich alleine gekämpft hat, ist ungewohnt mit einem Partner unterwegs, kann den anderen anspornen, aber auch leidvolle Momente zusammen teilen. Ganz nach dem Motto: «Ein jeder trage des anderen Ski». Im Glaubensleben sind wir gewiss, dass wir den besten Partner an der Seite haben und nie fürchten müssen, dass er uns allein lässt. Ewig.
Tschüss, Einzelkämpfer – dass der Mensch nicht allein sei
«Dann sagte Gott, der Herr: ‘Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will jemand schaffen, der ihm beisteht und ihm ein Gegenüber ist.’» (1.Mose Kapitel 2, Vers 18 NGÜ) Wir kennen diese Bibelstelle, die sich auf Mann und Frau bezieht, die ich aber auch weiter sehe – der Mensch, das Beziehungswesen.
Passend zur heutigen Zeit, wo die Zeichen auf «Jeder für sich» stehen, und im Gegensatz zum Mannschafts-Sport, ist der Skifahrer in der Regel nur für seine eigene Leistung zuständig und gibt alles dafür. Es können zähe, manchmal harte Gesellen sein, diese Spitzensportler. Und plötzlich war das dieses ansteckende Miteinander, das weite Kreise zog. Bei der Schweizer Nati nahm diese gemeinsame Freude, das Zusammen-Feiern ein solches Ausmass an, dass etwa österreichische Skisportler äusserten, dass sie sich doch gefälligst etwas dezenter freuen sollten.
Vom Tunnelblick zum Auge für die Partnerin
So war es äusserst erfrischend zu sehen, wie diese Einzelkämpfer ein Mitgefühl und sogar mitfieberndes Fangehabe entwickelten, als sie zu zweit unterwegs waren. Beispielhaft waren Wendy Holdener und Lara Gut-Behrami, die sich Slalom und Abfahrt aufteilten. Gerade die Tessinerin hatte bereits in den vergangenen Jahren eine gewisse Härte abstreifen können, wohl nicht zuletzt durch ihre Ehe, fing an, Freude und Lächeln in den Interviews zu zeigen und konnte hier einen weiteren Höhepunkt feiern. In früheren Jahren erlebte der Zuschauer eine ernste, eher zurückgezogene Persönlichkeit. Die Silbermedaille umgehängt, strahlten die Zwei nun um die Wette. Lara Gut-Behrami äussert sich zufrieden lächelnd im SRF-Interview so: «Es ist ein cooler Wettbewerb… es macht Spass, und ich hätte mir keine bessere Teamkollegin wünschen können als Wendy.»
Lockeres Loslassen bei Gott und Personen
Bezeichnenderweise wurstelt der Mensch vor sich hin, er hat Mühe, Hilfe anzunehmen, sich einem Gegenüber anzuvertrauen; sei es die Scham, als schwach zu gelten, oder einfach mit der Idee, dass wir alles selber schaffen müssten. Klar, auch geben wir die Kontrolle nicht so gern ab. Um da raus zu kommen, braucht es Augenöffner, die zeigen, wie wohltuend Ergänzung und Entlastung sein kann.
Es war dann auch typisch für die Schweizer Ski-Nati, dass eine lockere Stimmung herrschte, wo sich die Athleten gegenseitig motivierten und anstachelten. Das gipfelte in der Lausbuben-Aktion, sich bei einem Erfolg des Kollegen die Haare zu rasieren. Hässlich, aber solidarisch und vor allem spassig. Nicht zuletzt scheint dies ein gewisses Geheimrezept für sportliche Erfolge zu sein: eine bestimmte Lockerheit zu bewahren, trotz Extrem-Konzentration und -Leistung. Da entsteht ein besonderer Flow, wo keine andere Leistung hinreicht.
Jesus, der Teamplayer
Natürlich sind menschliche Freundschaften nicht mit der Beziehung mit Gott gleichzusetzen. Unsere Haltungen sind jedoch oft ähnlich. Wenn wir beispielsweise nicht gerne Hilfe von Personen annehmen, wird das beim göttlichen Kontakt mitspielen. Der grosse Unterschied ist das Gegenüber – Gott. Er kann uns entgegenkommen, heilen und helfen, wenn wir unsre Einstellung verbessern wollen.
Jesus selber lebte in Gemeinschaft, und seine Dienste hatten jeweils Augen für den Nächsten. Sogar er wählte sich ein Team aus, das ihn begleitete.
Auf die Frage vom Fernsehen SRF, ob es sehr anders sei, nachdem sie bereits neun Medaillenübergaben als Einzelathletin erlebte und jetzt zu zweit ist, antwortete die Speed-Spezialistin Gut-Behrami im Beisein der Slalom-Queen Holdener überrascht: «… ich hätte es mir nicht so sehr anders vorgestellt… Normalerweise machst du alles für dich. Die Verantwortung liegt auf deinen Schultern – wenn’s gut oder schlecht ist. Heute habe ich herausgefunden, dass Teamsport doch Sinn macht (alle lachen). Ich bin Wendy auch dankbar, dass ich das erleben durfte. Ich kannte es nur anders – jeder muss für sich schauen… manchmal gibt das Konflikte mit anderen – und heute war das einfach mal auf der Seite. Ja, es tut schon gut.»
Lebenslektion
Ich empfinde das selber als etwas, das mein Leben wohl am meisten prägt, befreit und bereichert: Gott wirklich so ins Leben reinwirken zu lassen. Tja, eigentlich wollen das gläubige Menschen ja, dass der Himmelvater prägt. Aber wie oft tappen wir in die Falle – insbesondere aktive Typen – alles selber zu tun. Nun schaffe ich es meist, einfach meinen Teil beizutragen und dann den Rest dem himmlischen Eingreifen zu überlassen. Früher hatte ich zu viel selber «hin-gekrampft». Nun kann mir Gott helfen – das entspannt enorm. Und das Beste ist, dass das Ergebnis viel besser ist als meine bescheidene Variante und ich immer wieder Wunder und Lösungen erlebe, von denen ich nicht mal geträumt hätte. HERRlich!
Ein inspirierender Teammoment der Ski-WM:
Holdener und Gut-Behrami holen Silber in der Team-Kombi
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